Freitag, 15. Juli 2011

Hospitation

Meine Lieben,
es ist Freitag und die Woche mit meinem Praktikum ist heute zuende gegangen. Das Praktikum und die Arbeit mit den Menschen hat mir gefallen, auch wenn die Arbeit nicht nur einfach war. Besonders in den ersten Tagen. Das Team, in dem ich gearbeitet habe, war sehr freundlich und auch ihre und meine "Gäste". Ich habe so viele neue, unterschiedliche Eindrücke gewinnen können, die ich hier momentan gar nicht alle aufschreiben könnte. Natürlich ist jeder von uns ein Individium. Das sagt sich so einfach. Diese Aussage stimmt, gerade im höheren Alter wird die Individualität eines Menschens noch einmal deutlich. Zumindest scheint es mir so. Während meiner Arbeit habe ich reifere Damen und Herren kennengelernt, die an Demenz leiden, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben. Gemeinsam haben wir kurze Ausflüge gemacht, Kuchen gebacken, Gespräche geführt und Gesellschaftsspiele gespielt. Die Atmosphäre war sehr familiär, obgleich die Pfleger und ich immer aufmerksam sein mussten. Ansonsten wären Unfälle passiert oder jemand wäre verloren gegangen. Das ist diese Woche alles nicht vorgekommen. Jeder "Gast" ist anders, reagiert unterschiedlich und hat selbstverständlich andere Bedürfnisse. Sei es medizinischer oder menschlicher Art. Der ein oder andere pflegt Gewohnheiten und Ticks, die als Außenstehender nur schwer nachvollziehbar scheinen. Es ist wichtig, jedem aufmerksam zu zuhören. Mit dem Wissen über die Vergangenheit des Einzelnen lassen sich heutige Verhaltensweisen nachvollziehen und man ist fähig, entsprechend zu handeln. Die Biografie eines Menschens zeigt dir, wer vor dir sitzt.


Zum Glück durfte ich schon nach kürzester Zeit aktiv mitarbeiten (nicht nur als betreuende Praktikantin), fast alles machen und Kontakt zu den älteren Menschen knüpfen. Mir wurde von Anfang an vertraut. Über die Fotos von uns Drillingen waren alle hellauf erfreut. Ich habe meine Aufgaben gut bewältigt, bekam Lob, doch in Frankreich werden mich größere Herausforderungen erwarten, da bin ich mir heute schon sicher. Wenn ich noch genug Zeit habe, werde ich noch ein Praktikum in einem deutschen Altenheim machen. Die Telefonnummern zweier Heime habe ich immerhin schon....


Letzte Woche waren es noch Kinder/Jugendliche, diese Woche ältere Menschen, die ich betreut habe. Der Unterschied zwischen den Generationen ist wirklich gravierend! Ich will nicht sagen, dass Kinder undankbar oder Ähnliches sind, aber viele von ihnen werden offensichtlich von den Eltern verwöhnt oder nicht authoritär genug erzogen. Unsere ältere Gesellschaft ist dankbar für jede Minute, die man mit ihr verbringt. Für jede Geste, jede Beschäftigung mit ihnen. Diese Generation ist nicht mehr "erwerbstätig", aber deshalb noch lange nicht wertlos. Sie ist kostbar. Wir als jüngere Generation sind unerfahren im Vergleich zu ihr und wir sollten uns bemühen, von unseren Großeltern so viel wie möglich zu lernen. Der Respekt und die Akzeptanz der Älteren in unserer Gesellschaft ist leider kaum bis gar nicht vorhanden. Jeder von uns sollte sich nicht scheuen, sich hinunter zu beugen und dieser Generation eine helfende Hand zu reichen.




An dieser Stelle "Danke" an Andrea, Sonja, Thorsten, Klaus, Silke, Sophie, Frank und Behije.


Schönes Wochenende, eure Lucie

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