Samstag, 31. Dezember 2011

Tage geh'n vorbei...

Image (c) Google

...Jahre geh'n vorbei...

Die Woche vor und nach dem  4. Advent  waren geprägt von restlichen kleinen Weihnachtsarbeiten und u.A. von einem Besuch von Madame Reibel. Zusammen mit ihrer Kollegin erzählte sie im Stuhl- und Rollstuhlkreis Weihnachtsgeschichten.  Die beiden Damen erzählten mit beeindruckender Stimmkraft und Körpereinsatz. Eine ihrer Geschichten hatte ihre Handlung ganz, ganz weit oben im Norden Deutschlands.

Pünktlich am 17.12.2011 hatte der Winter nach einem schweren voran gegangenen Unwetter Beaucourt und Umgebung in seiner Hand. Alles war wunderbar weiß, die Straßen allerdings frei und bis zum Weihnachtsurlaub war es da auch nicht mehr weit. Das dachte ich zumindest. Schließlich hatte ich mit Estelle Madeleines gebacken und die Weihnachtsdeko im Essensaal des „Maison Belot“ dreimal umgeändert. Auf einen gemeinsamen Nenner kamen wir, glaube ich, irgendwie nicht.
Zum Wintereinbruch bei Minusgraden fiel Emmanuel und mir die Heizung aus. Wunderbar! Die weiße Pracht kann ganz schön frostig sein, aber zum Glück war alles nach ein paar Tagen wieder wollig warm.

Bevor ich kurz vor Heiligabend mit sechs unterschiedlichen Verkehrsmitteln quer durch drei Länder reiste, traf ich kurz auf Fatia, die von nun an krankheitsbedingt nur noch halbtags arbeitet.

Nach einer Eintagesreise mit etwas Verspätung in Basel kam ich in Hamburg an. Man, war das toll! So toll, dass mein Handy glatt zu Boden fiel. Funktionieren tut es immer noch ;-)
In Basel war es mir schon komisch vorgekommen, dass alle Deutsch sprechen – mehr oder weniger gut. Überraschenderweise, es überrascht mich wirklich jedes Mal, schalte ich schnell auf meine Muttersprache um. Da es schon dunkel war, bekam ich vom Flughafen nicht mehr viel zu Gesicht. Dafür aber von meiner Mutter, meinem Bruder Lukas und Dimitri. Zuhause freute sich wiedererwarten auch die Katze. Und dann ging es los:

Aus der ehemaligen Baustelle wurde ein Reihenhaus, meine ehemaligen „Vier Wände“ sahen anders aus, die Garderobe war verschwunden, das Geschirr nicht mehr, wo ich es erwartete und sowieso gab es Dinge an diesem mir vertrauten Ort, die ich nicht kannte.
Vier Monate – da kann ganz schön was passieren!

Zum Weihnachtsfest trudelte langsam aber sicher der Rest meiner Familie zuhause ein, der Tannenbaum kam ebenfalls herein, Geschenke verpackt und das Festessen vorbereitet. Obwohl sich viel verändert hat, weiß ich, wie unbeschreiblich schön ein paar Tage daheim sein können. Man ist einfach froh, den jeweils anderen bei sich zu haben. Und darum geht es doch an Weihnachten. Den 1. Weihnachtstag verbrachten wir bei der Verwandtschaft – wie jedes Jahr. Normal und doch ganz anders.

In den letzten Tagen habe ich mich mit Freunden getroffen und die Ruhe genossen. 2011 wird heute Nacht Geschichte sein und ich persönlich finde, dass es ein gutes und ereignisreiches Jahr war. 2012 habe ich noch viel vor mir und es wird sicher nicht minder aufregend.

Am Montag mache ich mich wieder auf nach Frankreich, aber bis dahin wünsche ich Euch allen via Blog einen GUTEN RUTSCH und ein bonne année 2012!

Alles Gute und vorallem Gesundheit für das kommende Jahr und all' eure Vorhaben,
eure Lucie ♥

Sonntag, 11. Dezember 2011

60. Blog-Eintrag…

Ganache; Foto (c) privat via V350
und der dritte Advent 2011. Seit Tagen hatten ich hier wieder für ein paar Stunden Sonne. Mit 9 Grad ist es in Beaucourt definitiv zu warm für Schneefall, obwohl es im Elsass schon geschneit hat.

Das „Maison Belot“ kann ganz schön froh sein, dass es mich hat. Andernfalls würde es jetzt nicht so weihnachtlich aussehen. Während der Woche habe ich mit Estelle und Madame Wallet angeschmückt und allein mit den Altenheimbewohnern noch mehr Dekoration bemalt und gebastelt.

Jetzt sind also etliche Tannenbäume, echt und unecht, mit Kugeln, Lichterketten, Engeln, Girlanden etc. beschmückt – Dekorieren mit drei Französinnen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, ist echt…gewöhnungsbedürftig. Zumindest gefällt mir nicht jedes weihnachtliche Endergebnis. Aber was soll man schon gegen den Geschmack seiner Vorgesetzten sagen?!

Da Fatia diese Woche nicht arbeiten konnte, musste auch beim Weihnachtsmarkt-Ausflug am Donnerstag improvisiert werden. Madame Wallet, Estelle, eine Krankenschwester, ein Ehrenamtlicher und ich verbrachten den Nachmittag gemeinsam mit ein paar Altenheimbewohnern in der Kälte. Zum Glück blieb der Regen aus. Einen Nachmittag einen Rollstuhl über Pflastersteine zu Schieben geht ganz schön in Arme und Hände, aber wir hatten unseren Spaß!

Freitagnachmittag sind Emmanuel und ich losgefahren, um unsere Bahntickets für das anstehende Seminar zu besorgen. Einmal Mittelmeerküste hin und zurück, bitte. Ich glaube, die Seminarwoche in Sète wird richtig super – wenn das Wetter im Januar einigermaßen mitspielt. Meine Internetrecherchen klingen fantastisch, ein bisschen wie Urlaub.Neben Sète fahren unsere Züge mit etwas Aufenthaltszeit folgende Städte an: Belfort, Djion, Montpellier und Lyon.

Wenn es nach Emmanuel geht ist sind Montpellier und Metz „die allerschönsten Städte der Welt“. Ob er recht hat, werde ich zu Gesicht bekommen.

Gestern waren wir im Fußballstadion, um uns die Partie FC Sochaux Montbéliard gegen Paris Saint Germain anzusehen. Paris hat 1:0 gewonnen, das Spiel war insgesamt nur Mittelmaß. Die singenden Fangesänge und die Gäste aus Paris fand ich viel interessanter, wenn ich ehrlich bin.

Beaucourt ist jetzt übrigens auch in weihnachtliche Farben getaucht. Aufgrund des Regens waren wir leider nicht auf dem kleinen Weihnachtsmarkt.
Gerade läuft „All I want for Christmas“ auf Radio Hamburg :D

Bisou, Lucie

Montag, 5. Dezember 2011

Vom Bruder und Katzenkind


Ich bin drei Monate in Frankreich, die zweite Adventskerze brennt und die vergangenen Tage waren tierisch. Im wahrsten Sinne des Wortes! Im „Maison Belot“ haben wir begonnen alles weihnachtlich zu dekorieren. Mit Plastik-Tannenbäumen, Girlanden und ganz viel Blink-Blink. Nebenbei gab es einen Ausflug nach Belfort ins Kino, selbstgebastelte wunderhübsche (wirklich) Weihnachtskarten mit dem Weihnachtsmann drauf, die jeux sportifs….

Nach drei Monaten gerät die Arbeit mehr und mehr in den Hintergrund. Am Dienstag bin ich zum Beispiel mit Jean Francois zum Konzert von Joel Favreau, der Brassens sang, gegangen. Dann habe ich mir einen Tag frei genommen, weil mein Bruder Lukas mich übers Wochenende besucht hat. Das war ganz toll. Wir hatten uns so viel zu erzählen, dass wir beim Abendessen zu essen vergessen haben. Leider war das Wetter regnerisch und so fielen der Weihnachtsmarkt Montbéliards und das römische Freilichttheater in Mandeure mehr oder weniger ins Wasser.

Per Post habe ich unnormal viele Briefe bekommen. Von der Bank und der Versicherung, die dieses und jenes von mir wollen. Von VISA, die mit einiger Verspätung endlich die „Nouvelles N°1“ mit den persönlichen Briefen der Freiwilligen, Fotos und Informationen zum nächsten Seminar etc. verschick hat. Ich bin nicht nur auf dem Deckblatt des kleinen Hefts drauf, im Januar geht es nach Séte zum Seminar an die französische Mittelmeerküste! Vom DJiA-Team, das mir eine Weihnachtsgrußkarte geschickt hat. Von Ramona und Bini, die mir jeweils zwei super Adventskalender geschickt haben. Danke, dass ihr an mich denkt!
An dieser Stelle auch ein „Dankeschön“ an - natürlich - meine Mama!

Nun zum tierischen Teil dieser Woche: Lukas kam nämlich nicht allein zu mir. Emmanuel hat sich dazu entschieden, die Obhut eines Katzenbabys zu übernehmen Und das ohne mich auch nur einmal zu fragen. Geschweigedenn über die Verantwortung und alles, was zu einem Haustier dazu gehört, nachzudenken. Seit ein paar Tagen sind wir also zu dritt. Die Kleine ist drei Monate alt, ist nicht todmüde zu kriegen und springt den ganzen Tag herum wie ein Eichhörnchen. Nur ihre Krallen hat sie noch nicht unter Kontrolle, ansonsten ist sie nur neugierig und furchtlos. Die wenigen Momente, in denen sie friedlich schläft, verbringt Ganache in meinem Bett.

In 17 Tagen geht es in den weihnachtlichen Heimaturlaub. Bis dahin arbeiten Estelle und ich allein an den Weihnachtsvorbereitungen.
Fatia ist für die nächsten zwei Wochen krankgeschrieben.

Fotos werden noch hochgeladen, ich wünsche euch einen schönen Nikolaustag!

  Lieben Gruß, Lucie

Sonntag, 27. November 2011

Advent, Advent..

ein Lichtlein brennt!

Foto (c) privat

Ich wünsche euch einen wunderschönen, ersten Advent.
Gestern war ich auf einem französischen Weihnachtsmarkt,
den „lumiéres de Noel de Montbéliard“.

Beiträge zum Nachlesen:


Dienstag, 22. November 2011

„A great all-together“

Foto (c) Google Images
Ende November: Im Radio läuft “Last Christmas” und langsam aber sicher wird alles weihnachtlich geschmückt. Für die Adventstage habe ich mit Estelle angefangen, Engel zu basteln. Jetzt haben wir einen Engel mit heller Haut und einen anderen Engel mit blauen Augen, blonden Haaren und schwarzer Haut. Fatia kommentierte das Kunstwerk von Estelle wie folgt: „C’est mon cousin!“ („Das ist mein Cousin!“) – daraufhin ließ sie sich etwas anderes, weitaus Schöneres als Adventsdeko einfallen. Ihr Elan fasziniert mich immer wieder und steckt mich an. Manchmal hat Fatia eine Art „Rausch“ und zack, zack sind zwei Schränke aufgeräumt und der Müll aussortiert. Mit mir hat sie endlich wieder jemanden, der ihr ihre Leistung bestätigt.

Dienstagnachmittag stand folgende Frage im Altenheim: Wer macht die schöneren Crêpes? Fatia oder Estelle und Lucie? An der Raclette-ähnlichen Maschine habe ich schnell gelernt und geschmeckt haben die Pfannkuchen am Ende natürlich auch!


A great all-together“ – gemeint ist damit der Gitarrist von Clarika, einer französischen Sängerin. Die 44-jährige spielte ein Konzert in Beaucourt, das ich mit Jean-Francois besucht habe. Da er die Tickets gewonnen hatte, musste ich keine 19 Euro zahlen. Gut zwei Stunden sang die Sängerin über kleine Geschichten des Lebens und las zwischen durch einige Texte vor. Der Wechsel zwischen Singen und Lesen ist bestimmt nicht einfach. Das intime Konzert in dem kleinen Saal war gut, aber erst als Clarika ein englisches Lied sang, kam Stimmung auf. Komisch, bei dem Akzent?! Ich fand es lustig. Am Ende konnten ihre eingefleischten Fans ganze vier Zugaben erklatschen.

Eure Lucie

Sonntag, 20. November 2011

„La Lucie a vu des Alpes!“

Foto via V350 Smartphone; privat
Über Stock und über Stein, da fall ich nicht ins Loch der Grotte rein! Mitte November, die Sonne versteckt sich nach zwei Tagen hinter den Wolken und ich bin lost – nicht ganz. Mein Handy und Emmanuel sind bei mir. Wir sind im Wald, irgendwo zwischen Exincourt und Dasle.

Dass es hier Grotten gibt, haben wir auf Infotafeln im Wald gelesen. Davon gab es alle paar Meter welche, einige über Grotten, einige über Tiere und andere über Bäume. Manu hat sich einen Spaß daraus gemacht alles laut vorzulesen. Damit haben wir wohl Spaziergänger und Jogger verstreckt.
Foto via V350 Smartphone; privat

Auf dem Hochsitz des Försters haben wir uns über Sprachen in Bezug auf die französische Arbeitswelt und den Service Civique unterhalten. Oder einfach nur geschwiegen und die Natur genossen. Das grüne Moos, für das sich Manu so begeistern kann beispielsweise, und die Stille. Nach 18 Kilometern haben wir Beaucourt wiedergefunden. Wer viel isst, muss sich auch viel bewegen.



13:30 Uhr – Jean-Francois packt seinen Rucksack. Er will mit Manu und mir einen Ausflug machen. Der ehemalige Feuerwehrmann freut sich über die Abwechslung. Mit Katinka, Katherina und Annika (meinen Vorgängerinnen) hat er schon oft Ausflüge gemacht. Diesen Sonntag macht er sich also mit Emmanuel und Lucie auf den Weg. Mit dem Berlingo des „Maison Belot“ fuhren wir zuerst nach Seloncourt, der Stadt, in der Jean-Francois aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Sechszehn Kilometer von Montbéliard entfernt liegt der Ort Pont de Roide. Da Pont de Roide im Tal liegt und quasi von Bergen umschlossen ist, haben wir uns die Hänge nur so hochgeschraubt – auf einer schmalen Straße, immer am Abhang entlang. Die Berge waren sicherlich höher als in Pontarlier. Zumindest hoch genug, um mir im Auto Angst zu machen. Dafür lohnte sich jedoch der Ausblick, als wir oben an der militärischen Befestigungsanlage ankamen. Auf dem Parkplatz kamen uns gleich drei Soldaten mit Gewehren entgegen. Zum Glück schossen sie nur mit „Paint Ball“-Farbpatronen.

Anschließend ging es die kurvige Straße wieder hinunter und weiter nach Saint Hippolyte, das am Doubs liegt. Jean-Francois wollte uns die Stiftkirche aus dem 14. Jahrhundert zeigen, in der 34 Jahre lang das Grabtuch Jesus‘ aufbewahrt wurde. Woher ich das weiß? Jean-Francois kennt die Gegend wie seine Westentasche und drückte mir in der Kirche ein deutsches Infoblatt in die Hand. Der Zahn der Zeit hat natürlich auch schon an den naheliegenden Häusern genagt.

Am späten Nachmittag erreichten wir das Dorf Montjoie-le-château. Mit 26 Einwohnern ist das Dorf im französischen Jura recht übersichtlich. Sehenswert an diesem Fleck Erde sind die Überreste des Schlosses, die sich gut einen Kilometer Luftlinie von der Schweiz entfernt befinden. Neben den Überresten steht eine Kapelle, klein und gut erhalten. Jean-Francois hat in dieser Kapelle geheiratet. Um uns all das in Montjoie zu zeigen, kamen wir per Auto nicht weiter. Also stiegen wir zu Fuß einen Hang hinauf!

Das letzte Ziel unseres Ausflugs lag in der Schweiz. Bevor wir die Grenze passierten, hielten wir irgendwo an. Mit dem Fernglas konnten wir in der Ferne die schneebedeckten Alpen sehen.

Jean-Francois, dessen Vater aus Bern stammte, wollte uns unbedingt den Weihnachtsmarkt im schweizerischen Porrentruy zeigen. Leider fanden wir keinen Parkplatz und so fuhren wir wieder nach Frankreich.





Fotos (c) Google Images
Lieben Gruß, Lucie

Freitag, 18. November 2011

Je suis chef

Fatia im Urlaub und der „Laden“ läuft. Unglücklicherweise ist dem nicht so. Estelle arbeitet am Wochenende und kaum werktags. Wenn Fatia im Urlaub ist bedeutet das, dass ich vieles alleine machen muss.

Beim Frühstück mache ich mittlerweile einen ganzen Flur komplett alleine,  mit oder ohne Infektionsgefahr. Als Filo letztens kam, meinte sie ich sei „chef“, weil ich schon weit gekommen war. Ich bin also chef bei den jeux sportifs, bei der wöchentlich anfallenden Wäsche, bei der  Vorbereitung der Geburtstagsdekoration mit den Altenheimbewohnern, beim Singen und bei der Maniküre.

Momentan sind noch zwei von insgesamt drei Bewohnern im Krankenhaus. Madame V. ist diese Woche wieder gekommen – im Rollstuhl und nicht wie vorher zu Fuß.

National³


11/11/11
Waffenstillstandstag. Der zweite freie Tag von insgesamt neun französischen Feiertagen, die ich während meines Freiwilligendienstes miterleben darf. Alles steht mal wieder still, nicht ganz. Ich habe mich hingesetzt und einige Blog-Updates vorgenommen.


So hat die Kategorie „VISA“ oben im Menü endlich einen Inhalt bekommen – für alle die gerne mehr über meine Gastlandorganisation wissen möchten oder planen, ein Jahr im Ausland zu verbringen.

In der Kategorie „Fotos, Zitate und Videos“ gibt es ein paar neue Fotos von mir und ein Arc en Ciel-Video zu bestaunen.

Unter „Sonstiges“ finden sich ab sofort diverse Informationen zu Beaucourt, meiner französischen Region, Arc en ciel, Steckbriefe zweier meiner Bezugspersonen und vieles mehr.
Ich denke, für jeden ist etwas dabei. Ein bisschen zum angucken, durchlesen und informieren!


Anlässlich meiner zwei Monate, die ich schon in Beaucourt bin, hatte ich Lust etwas Allgemeines zu schreiben – die National³.


(Klicke auf die jeweilige Flaggenfarbe, um zum Beitrag zu gelangen!)

Viel Spaß,
eure Lucie

P.S.: WEITERSAGEN: Die Infotage für den neuen Freiwilligenjahrgang laufen! 11 Infotage sind schon vorbei, 17 kommen noch in den nächsten Wochen. Bewerbungsschluss ist der 15. Dezember 2011. Bitte weist alle Interessierten auf das DJiA und die Infotage hin - wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbung!

Samstag, 12. November 2011

National³: Sprache

Als ich mich für ein Auslandsjahr in Frankreich entschieden habe, hatte ich ganz schön Schiss vor der Sprache. Ich habe zwar sieben Jahre lang guten Französisch-Unterricht in der Schule genossen, aber die englische Sprache wäre mir doch lieber gewesen. Immerhin kann ich mich sehr gut auf Französisch über Integration und Drogen unterhalten. Vor meiner Abreise habe ich mich u. A. grammatikalisch vorbereitet, trotzdem fehlte es mir an alltäglichen Vokabeln.

Strasbourg – die erste Woche in Frankreich und ich fand, dass ich der französischen Sprache noch nicht gewachsen war. Ich verstehe sehr gut, das Sprechen bereitet mir mehr Schwierigkeiten. Das ist bei jeder Fremdsprache so, denke ich. Grundsätzlich verstehe ich selbst nach zwei Monaten nicht jedes einzelne Wort. Schon gar nicht, wenn Franzosen unter sich sind. Denn in solchen Situation sprechen sie sehr schnell und ich komme nicht hinterher. Bei allem, was mich nicht direkt betrifft, höre ich nur mit einem Ohr hin. Sonst wird es zu anstrengend.

Beaucourt – alles, was ich jemals ordentlich und grammatikalisch gelernt hatte, kann ich getrost vergessen. Franzosen sprechen so wie ihnen die „Schnauze“ gewachsen ist, die Grammatik wird zur Nebensache. Ein Indiz dafür, dass ihnen ihre eigene Sprache zu kompliziert ist ;-)
Dazu kommt, dass Franzosen  vorne und hinten sämtliche Buchstaben „verschlucken“.
Wenn ich überlege, was ich eigentlich bisher dazu gelernt habe, fällt mir spontan gar nicht viel ein. Außer, dass es gar nicht mal so schwer ist. Mit meinen ausbaufähigen Sprachkenntnissen komme ich gut durch den Alltag, ich kann mich ausdrücken und verstehe, was von mir gewollt wird. Vieles ist gar nicht mal so anders, nur eben übersetzt.

„Das macht nichts.“
=
« Ca fait rien. »



„Weißt du was?“
= « Tu sais  quoi? »



„J’ai pas encore recu d’argent.“
(grammatikalisch richtig ist: « Je n’ai pas encore recu d’argent. »)
=
„Ich habe noch kein Geld
bekommen.“


„T‘as fermé la porte?“
(grammatikalisch richtig ist: « Est-ce que tu as fermé la porte? »)
= „Hast du die Tür verschlossen?“

Komplizierter ist ein allerseits beliebtes Gesprächsthema – das Wetter.

„Es ist schön.“
= « Il fait beau.»
(1-zu-1-Übersetzung: „Es/Er macht schön.“)

In den ersten Wochen fanden viele meinen deutschen Akzent lustig. Ich kann mich leider nicht selbst hören. Das will ich auch nicht. Lustig heißt im Französischen „marron“ oder „rigolo“.

„Marron“ bedeutet aber auch die Farbe braun und eine Frucht, die ich mir bis heute nicht übersetzt habe.

In Frankreich gibt es für jedes Wort eine eigene Bezeichnung. Während die deutsche Sprache immer mehr eine Mischung Deutsch und Englisch (Denglisch) wird, finden sich äußerst selten englische Wörter im Französischen. Ausgenommen zum Beispiel die verkürzte Version von „chaussures“ („Schuhen“), „shoes“…. Ich dachte einmal, dass das Salatdressing ein allgemeingültiges und bekanntes Wort ist. Nicht so in Frankreich. Ich frage nach dem Dressing des Salats und Emmanuel verstand nur Bahnhof, weil „dressing“ irgendwas mit der Wäsche zu tun hat. So sitzen wir ab und zu beim Essen und reden aneinander vorbei, das ist schon  lustig.

Leider komme ich fast nie dazu mir neue (mir fremde franz. Wörter) aufzuschreiben und sie so leichter zu lernen.

National³: Essen

Das Essen in Frankreich ist gut. Generell nimmt das Essen täglich mehrere Stunden in Anspruch und nicht nur in meiner Region isst man sehr gern. Franzosen essen sehr viel und täglich zweimal warm, aber dafür fettarm und ausgewogen.

Das Frühstück: Auch in unserem Nachbarland ist die Weisheit „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ bekannt. Entgegen dieser Aussage fällt das petit déjeuner (Frühstück) eher mager aus. Der Kaffee, Tee oder Kakao wird immer mit Zucker aus einer bol (Schale) getrunken. Dazu gibt es entweder Toastbrot oder Baguette mit Marmelade oder Honig. Je nach Vorliebe gibt es natürlich Zwieback oder Cornflakes.
Ich persönlich habe mein Müsli an Werkstagen irgendwann eingestellt, weil ich gemerkt habe, dass ich dadurch ein paar Minuten mehr Schlaf bekomme und mein Körper einfach kein Frühstück braucht.


Das Mittagessen:
Die wichtigste Mahlzeit des Tages war und ist meines Empfinden nach zu urteilen das Mittagessen. Ich esse – pünktlich um 12 Uhr, nicht früher oder später! - auf der Arbeit, aber es ist wohl allgemein gültig, dass die französische repas aus mehreren Gängen besteht. Als Vorspeise gibt es immer etwas Kaltes, meistens Gemüse. Die warme Hauptspeise besteht aus einer grün-gelb-roten Mischung mit Baguette. Von Kartoffelauflauf, Fisch bis Cordon Bleu ist da so ziemlich alles dabei. In Frankreich esse ich sowieso fast alles, weil ich den Speiseplan oft sprachlich nicht übersetzen kann und von den zwei Auswahlmöglichkeiten am Mittag nicht selten das unbeliebtere Gericht auf dem Teller habe. Zum dessert (Nachtisch) gibt es entweder Früchte, Joghurt oder ein Stück Torte.



Das Abendessen:
Zu Abend essen Emmanuel und ich, wenn möglich, zusammen im „Maison Blanche“. Eigentlich um 18 Uhr, aber wir haben schnell gemerkt, dass 18:10 Uhr auch ausreicht. Schließlich haben die Altenheimbewohner im Speisesaal nebenan Vorrang. Wir besorgen uns dann Geschirr, Besteck, Getränke, Baguette und Serviette selbst, manchmal ist der Tisch aber schon für uns gedeckt oder wir bekommen unser Essen serviert. Nach den ersten drei Wochen Wassertrinken war Limonade einfach wunderbar! Beim dîner (Abendessen) gibt es nicht drei Gänge sondern fünf. Als Vorspeise gibt es immer eine Suppe, Kartoffelcreme-, Pilz-, Lauch- oder Spargelsuppe – ohne Spargel und Klöße. Den Teller putzt man, nachdem man aufgegessen hat, mit dem pain (Baguette) sauber. Mit dem Brot kann aber auch prima der hungrige Magen gestopft werden, falls das Abendessen mal nicht so lecker sein sollte.
Als Hauptspeise gibt es so ziemlich alles. Hawaii-Toast, Rührei, Würstchen, Nudelgerichte, Schweinebraten, Fisch, Ravioli, gemischte Salate, Gulasch, Spinat, Pizza usw. Im „Maison Blanche“ gibt es relativ oft Kartoffelpüree oder Schinken zu verschiedenen Gerichten. Als Nachtisch gibt es Joghurt, Früchte, Apfelmus, Kekse oder auch ein Stück Torte. Anschließend gibt es noch die Käseplatte und einen Kaffee. Besonders am Sonntag, das ich habe schon mehrmals in meinen Beiträgen erwähnt, gibt es wöchentlich etwas sehr Feines. Diesen Unterschied kann man gar nicht so richtig beschreiben, aber er ist definitiv da. Das dessert beispielsweise hat sonntags fast „Restaurant-Charakter“, würde ich behaupten. Selbst wenn man überhaupt keinen Hunger mehr verspürt und eigentlich schon gegangen ist, kommt der Küchenchef hinter einem hergelaufen und drückt einem das dessert in die Hand – für später.

Franzosen und ihr Essen sind meinen Erfahrungen nach erstaunlich. Am Anfang wurde Emmanuel schief angeguckt, weil er als Franzose keinen Käse ausstehen kann. Wer in Frankreich nicht ordentlich isst oder gar Vegetarier ist, ist nicht normal. Glücklicherweise bin ich weder Veganer, Allergiker oder so etwas. Höchstwahrscheinlich bin ich nur eine deutsche Gourmandise mit einem Hang für Schokolade und Opas Kartoffeln, von denen die französischen pommes de terre Meilen weit entfernt sind! Die Magersuchtsrate in Frankreich ist dagegen hoch. Ich denke, der Beruf des Kochs / der Köchin hier mehr oder weniger angesehen ist. Aber wenn jeder Franzose um die Hälfte weniger essen würde, ginge es Afrika um einiges besser. Das wollte ich mal gesagt haben, weil ja, ich denke an Afrika.

Alle Fotos (c) privat via V350 Smartphone

Bon App, Lucie