Sonntag, 16. September 2012

Es endet am Anfang

Belgien, Schweden, Kamerun, Costa Rica, Indien, Argentinien, Ukraine, Dänemark, Frankreich - Freiwillige aus all diesen unterschiedlichen Ländern kamen in Weimar zum letzten von insgesamt zwei DJiA-Rückkehrseminaren der Evangelischen Freiwilligendienste. Ich meine, dass es eines der entspanntesten Seminare des vergangenen Jahres war. Gleichzeitig war es ein recht abwechslungsreiches. Natürlich sprachen wir in kleinen Gruppen über unsere Erfahrungen während und nach unserem Auslandsengagements. Aber von Dienstag bis Samstag ließ sich die Zeit auch noch anders verbringen: Es gab die Preisverleihung des Fotowettbewerbs, von dem ich euch meinen Beitrag bereits einmal hier gezeigt hatte und den ich unerwartet gewann. Mein Gewinn eines Amazon*-Gutscheins macht sich bestimmt gut für mein kommendes Studium.

1. Platz des "DJiA-Fotowettbewerbs 2012"; Foto (c) privat

"Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist blau, weiß, rot! Das DJiA hat mein junges Leben auf den Kopf gestellt, völlig umgedreht.
Ich spreche und schreibe in einer anderen Sprache. So als würde ich die Buchstaben von rechts nach links in der Bibel lesen. Gott hat mich auf diesem Weg begleitet, ist mein Schutzengel an guten und bösen Tagen. Vor ihm sind wir alle gleich, ganz gleich unserer Herkunft, unserer Gesundheit oder unserem Alter. Einander treu zu bleiben und einander zu lieben, egal, wie viele Meilen uns von einander trennen - das habe ich in den letzten Monaten erfahren dürfen. Durch persönliche Briefe. Durch selbstgemachte Schals, die so wärmend sind wie die Liebe selbst. Durch die aufkommende Kraft, die einem beim Sport mit neuen Freunden zu Erfolg und Freude treibt. 
Nächstenliebe geben und nehmen solange wir noch können. Ich habe hier nicht nur glückliche Seiten unseres Lebens gesehen. Unser aller Leben ist endlich und Krankheit kommt manchmal viel früher als man denkt. Mit einem "leeren" Rucksack habe ich meinen Freiwilligendienst begonnen. Mit einem prallen Rucksack voller neuer Erfahrungen, Eindrücke, vieler Erinnerungen in meinen Tagebüchern und einem erweiterten Horizont werde ich ihn beenden. Und doch werde ich in Zukunft noch viel in Frankreich sehen, was du nicht siehst."


Es gab verschiedene Workshops, von denen wir  zwei innerhalb von zwei Tagen besuchen sollten. Ich nahm an einem Anti-Stress-Workshop teil, in dem wir u.A. über unseren Energiehaushalt sprachen, sowie an dem "Facebook - das Leben der anderen"-Workshop. Einen genauen Bezug zum Freiwilligendienst hatten diese Gruppenarbeiten nicht wirklich, waren aber trotzdem interessant.

Während auf den französischen Seminaren von VISA unsere freie Zeit etwas zu kurz kam, hatten wir diesmal in Weimar viel frei. Einige von uns fuhren zur Besichtigung des KZ Buchenwald, besichtigten das Bauhaus in Weimar oder bummelten einfach.

Es gab den "Basteltag" wie ich es nenne, weil wir erst Puzzleteile unseres DJiAs und später Dankeskarten für die Landeskirchen Deutschlands gemacht haben. Beim Filmabend konnten wir zwischen der Doku "Let's make money" oder dem Film "Die Päpstin" wählen, letzteres sah ich mir an.

 Mesdames et messieurs, nous présentons: Freitagabend war der Abschluss-, der "Bunte Abend", der im Laufe der Zeit immer lustiger wurde. Das Abendprogramm hatten wir in unseren jeweiligen Ländergruppen vorbereitet. Das DJiA-Team spielte zwischen den Acts Dolmetscher und Kellner und tischten nationale Speisen auf. Die Franzosen und ich waren gleich nach den Dänen dran. Zuerst sangen wir einen deutsch-französischen Mix des Liedes "Bon soir, mes amis" (hier die deutsche Version) und dann tantzen wir mit allen zu "Logobitombo", einem in Frankreich sehr bekannten Partyhit. Da war u.A. der Rotwein schon auf dem Tisch. Wir lernten spielerisch dänische und ungarische Vokabeln, tanzten den schwedischen Mitsommertanz und den belgischen Banana-Dance. Wir sahen Videos aus Indien, Costa Rica und Argentinien. Die Freiwilligen aus Kamerun ließen uns auf Zeitung nigerianisch tanzen und bei der Nummer mit "Sing-mir-ein-Lied-oder-du-bist-raus" gröllte der Saal bei jedem Hit mit. Anschließend ging es in der hauseigenen Disco mit guter Musik bis in die frühen Morgenstunden weiter.
 

 
Insgesamt hätte man das Seminar verkürzen können, aber es war auch schön sich in familiärer Atmosphäre zu treffen und über das Erlebte auszutauschen.

Samstagmorgen wurden noch die vielen Facetten der Ehemaligenarbeit, ohne die beim DJiA gar nichts geht, vorgestellt und es gab eine letzte Andacht. Nach über einem Jahr konnte man gar nicht richtig glauben, dass man sich so wahrscheinlich nie mehr wieder treffen würde. Hier und da flossen ein paar Tränen. Viele von uns gehen bald den Weg ins Studium.

Zum Schluss ein großes Dankeschön - an Anja, Anne und das gesamte DJiA-Team in Hannover. An Alex, Henni, Eckhart, Lisa, Dominik, Ann-Sophie und Dominik.

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Und ein großes Dankeschön an Euch, meine Leserinnen und Leser, die meinen Blog von Anfang an begleitet, gelesen, geliked, kommentiert und ausgedruckt haben. Mit knapp 7350 Klicks auf luno-beaucourt.blogspot.com setze ich hiermit den Endpunkt meines Blogs, denn ich werde sicher keinen über mein Studium schreiben.

Alles Liebe, mes amis. Lucie



* keine Werbung beabsichtigt
Quelle der verlinkten Videos: youtube.com

Mittwoch, 5. September 2012

Gestern 040912 Heute 050912 Morgen 110912


"The scientist" - Coldplay (c) Youtube
 
"Gestern - Heute - Morgen" ist das Motto des DJiA-Rückkehrseminars in Weimar, an dem ich nächste Woche teilnehmen werde. Innerhalb dieser fünf Tage sollen wir Freiwillige aus Frankreich, Schweden, Dänemark u.A. die Gegenwart und Vergangenheit reflektieren sowie in die nahe Zukunft blicken. Helfen werden dabei Fotos und andere Materialen von unserem Auslandsaufenthalt, die wir mitbringen sollen. Ganz sicher, ob für den Einzelnen tatsächlich genug Zeit ist um seine eigenen Erfahrungen zu teilen, bin ich nicht.Außerdem sollen wir uns für einen Abend "schick" machen - warum auch immer - und ein paar alte Kleidungsstücke spenden. Den Grund dafür kenne ich ebenfalls noch nicht.

Ich erinnere mich nur, dass ich heute vor genau einem Jahr in Straßburg gestrandet bin, um an dem Willkommensseminar von VISA teilzunehmen. Damals eine Zeit voller Aufregung, Motivation, aber auch Unsicherheit. 

Wenn ich letztes Jahr gewusst hätte, dass ich in diesen Tagen meine geliebte Katze an unsere Gartenerde verlieren würde...nobody said it was easy,  oh it's such a shame for us to part. Nobody said it was easy, no one ever said it would be so hard.  I'm going back to the start.

Foto (c) privat
Das "Maison Belot" und das "Maison Blanche" ziehen derweil in den Neubau des "Maison Blanche" in Beaucourt.

Ich schreibe euch wieder, wenn ich aus Weimar zurück komme.

Lucie ♥

Dienstag, 17. Juli 2012

DJiA-Abschlussbericht

Meine deutsche Entsendeorganisation des "DJiA", die Evangelischen Freiwilligendienste für junge Menschen FSJ und DJiA GmbH, bat ihre Freiwilligen von 2011/2012 nach dem Zwischenbericht Anfang des Jahres noch einen Abschlussbericht zu schreiben. Da ich einige Zeilen meines damaligen Berichts hier auch veröffentlicht habe, natürlich auch jetzt ein paar eigene Auszüge:
"Es gab Tage voller Trauer, aber die Hoffnung, die war immer da. "

"Der Animationsplan war manches Mal so gähnend leer, dass ich mich in der Pflicht sah ihn mit Leben zu füllen – jeden Tag. Irgendwie."

"Meinen Schützlingen konnte ich so einige Wehwehchen und Krankheiten vergessen lassen, doch bei meiner Kollegin musste ich taten-, hilflos zusehen."

"Mein Mitbewohner Emmanuel dagegen schien den „idealen“ Freiwilligendienst zu absolvieren."

"Allein weiter zu arbeiten mit der Gewissheit, dass es eigentlich anders sein sollte – das ist schwieriger als einfach aufzugeben und abzufahren."

"Ich habe erfahren von vierzehn meiner Schützlinge Abschied nehmen zu müssen, obwohl ich nie die Absicht dazu hatte."

"Relativ spät wurde auch mir tatsächlich klar, dass ich monatelang meine Arbeitskollegin ersetzt hatte."

"Letztlich sehe ich mein Engagement im Ausland als sehr positiv und empfehlenswert an."


Liebe Grüße, eure Lucie

luno - nouveaux couleurs

Foto & Design (c) privat


Tada!
Wie ihr seht erstrahlt mein Blog luno-beaucourt.blogspot.com in neuem Glanz! Eigentlich wollte ich schon während meiner Zeit in Frankreich das Layout ändern, aber irgendwie ist mein Standard-Programm (Photoshop) flöhten gegangen. So blieb es bei den französischen Nationalfarben. Im neuen Design gibt es - nur - fünf Fotos, die mein Jahr in Frankreich symbolisieren.
Der Bereich "MyTube" mit Musikvideos pausiert für eine Weile, die komplette Navigation befindet sich nun auf der gegenüberliegenden Seite, also rechts.

Wer ein paar Zeilen meines "DJiA-Abschlussberichts" lesen möchte, klickt hier.

Ich melde mich wieder.
Lucie

Montag, 2. Juli 2012

Moi, Katzenoma

Ganache, 3 Tage vor der Geburt; Foto (c) privat
Unsere kleine Mademoiselle Gaga wie Emmanuel und ich sie manchmal genannt haben hat heute Morgen auf dem Dachboden von Amneville vier Kätzchen zur Welt gebracht. Katzenmama und -kinder sind wohlauf. Dementsprechend bin ich ganz stolz auf meine Kleine :-)
Bilder gibt es leider noch nicht.

Lucie
♥♥♥♥

Samstag, 30. Juni 2012

Bye bye, Beaucourt

Foto (c) privat
Über Mulhouse sind Emmanuel und ich problemlos von Colmar wieder nach Belfort, also auch nach Beaucourt, gefahren. An meinem letzten Wochenende sollten nicht nur meine Mutter und Schwester zu Besuch kommen, sondern auch Emmanuels Eltern. Die holten uns vom Bahnhof ab und wir fuhren zurück nach Beaucourt. Kaum hatte ich die weibliche Hälfte meiner Familie geherzt, brach eine deutsch-französische Diskussion über Ganache aus. Wir wussten sehr lange nicht, was mit der kleinen passieren sollte, dazu aber später - nur so viel: es gab ein Happy End.

Am letzten Juni-Wochenende war es ziemlich heiß und sonnig in Beaucourt. Emmanuels Eltern lasen in ihren Büchern während ich mit meiner Mutter und Schwester entspannt auf der Terrasse zu Mittag aß. Moment, entspannt? Eigentlich bin ich gar nicht zum Essen gekommen, weil immer irgendwas war! Es hat mich drei Anläufe gekostet nach meiner Post zu sehen. Das eine Mal war ich gerade über den halben "Maison Blanche"-Parkplatz gegangen, da kam mir Animatrice Christine gut gelaunt entgegen. Im Schlepptau - zwei bereits angekündigte junge Frauen, die für einen Monat in "unserem" Haus leben beziehungsweise im "Maison Banche" arbeiten sollten und eine Praktikantin. Emmanuel war in dem Moment nicht zur Stelle und deswegen unternahm ich die kleine Besichtungstour der Unterkunft auf Zeit.

Das Ganze endete in einer kleinen Gesprächsrunde aus drei Deutschen, einer Japanerin, einer Russin und zwei Französinnen. Wir unterhielten uns mit Händen und Füßen - mehr oder weniger übersetzend entweder auf Deutsch, Englisch und Französisch.

Am Abend ließen Emmanuel und ich unsere neuen Mitbewohnerinnen allein und gingen mit unseren Familien im "Maison Blanche" essen.

Am nächsten Morgen nahm ich relativ früh einen Bus nach Montbéliard, um meine Mutter und meine Schwester vom Hotel abzuholen. Ein entspannter, heißer Sommer-Shopping-Tag konnte beginnen! Aus dem geplanten Shopping wurde im Laufe des Tages jedoch eher ein "Café-Hopping" wie meine Schwester es zu sagen pflegte. Es war wirklich sehr warm, aber schön, nachdem man monatelang nur per Mail und selten per Handy miteinander reden konnte. Abends wollte ich wieder einen Bus nach Beaucourt nehmen als ich eine SMS von Emmanuel bekam. Er hatte noch den ganzen Samstag bei der "fête des familles" (Feier der Familien) geholfen. Er schrieb, dass er anstatt Sonntagmorgen schon heute mit seinen Eltern nach Hause fahren und Ganache mitnehmen würde. Die Kleine hatte also doch noch ein neues Zuhause gefunden.

Emmanuel und ich gingen also nach zehn Monaten ohne einen Abschied auseinander und als ich am selben Abend in meinem französischen Zuhause ankam, war da noch ein entschuldigender Brief von ihm auf dem Küchentisch - eine ungewohnte Leere und zwei Fremde auf dem Dachboden. Dass die zwei wirklich weg waren wurde erst in dem Moment klar.

Ein heftiges Gewitter kündigte in der Nacht den Abschiedsregen am nächsten Morgen an. Unser Auto war letztlich gut gefüllt mit allem, was sich während meiner Zeit in Frankreich angesammelt hatte. Es war gegen 9 Uhr als meine Mutter, meine Schwester und ich Beaucourt verließen. Gegen 21:30 Uhr, nach rund 12 Stunden auf deutschen Autobahnen, hatte mich mein richtiges deutsches Zuhause wieder.

Tumblr: neue Fotos (Seite 1 ff.)
ANDERE BEITRAG:
"Moi, Katzenoma" |
« Aime ce moment de ta vie »

P.S.: Mein Blog wird trotz meiner Rückkehr nach Deutschland weiterhin aktiv bleiben. Frankreich habe ich verlassen, aber mein DJiA läuft erst Mitte September aus. Viel Spaß beim Weiterlesen!
Liebe Grüße, Lucie

Freitag, 29. Juni 2012

« Aime ce moment de ta vie »

Foto (c) privat
Am frühen Dienstagabend kamen Emmanuel, Corentin, Kelton, Annouk und ich gemeinsam am Bahnhof von Colmar an und trafen gleich auf Marguerite von VISA, die unsere Anwesenheit notierend zum Bus schickte. Im Bus wurde dann vorwiegend auf Deutsch gesprochen, weil wir Deutschen nach 10 Monaten immer noch die Mehrheit der Freiwilligen bildeten. Man muss sich wundern, aber meine Muttersprache war sofort wieder da.

Wie bereits erwähnt war das letzte Seminar sehr kurz, aber dennoch mit viel Programm gefüllt. Zusammendfassend meine ich, dass wir ziemlich gut und viel gegessen haben. Mal sind wir allein auf dem Berg durch die Vogesen gewandert und haben unseren Dienst mit Fragen reflektiert. Mal haben wir uns in unterschiedlichen Ateliers wieder gefunden. Ich zum Beispiel im "Atelier Expo", also einer Austellung unserer selbst entworfenen Werke. Mein Plakat trug den Namen "Espoir" (Hoffnung). Mal diskutierten wir ein letztes Mal über "Liberté, Fraternité, Egalité", beschrieben Steine und Briefe an uns selbst. Der Donnerstagabend, der letzte Abend, stand im Zeichen eines "soirée festive" (festlichen Abends). Wir stellten in den Atelier-Gruppen vor, was wir zuvor am Nachmittag erarbeitet hatten: Die Expo, Sketche, europäische Lieder, Bogenschießen oder Spiele für alle Sinne.

Der Abend nahm ein zunehmend trauriges Ende - erst war Deutschland im EM-Viertelfinale gegen Portugal ausgeschieden, dann verabschiedete sich Marguerite im Namen von VISA bei uns. Beim Seminar Anfang September 2011 hatten wir Freiwilligen einen Namen eines jeweils anderen Mitfreiwilligen gezogen mit der Aufgabe, uns während des Dienstes ein bisschen um ihn/sie zu kümmern (via Mail / Brief / etc.). Aber selbst diese Auflösung dieser "Paare" konnte die Stimmung nicht mehr heben. Wer hatte meinen Namen gezogen und kam auf mich zu als ich in der Mitte des Raumes stand? Emmanuel. Anika hielt sich nur noch den Bauch vor Lachen.

Am Freitagmorgen war der Abschied nach einer eher kurzen Nacht gar nicht mal so schwer. Dank Facebook&Co. bleibt man auch weiterhin in Kontakt und für die deutschen Frewilligen findet noch ein Rückkehrseminar nächsten September statt.

Dienstag, 26. Juni 2012

Colmar, auf gehts! On y va!

Monsieur M. & ich
Foto (c) privat
Heute Nachmittag geht es für Emmanuel und mich per Zug nach Hohrodberg (nahe Colmar) im deutsch-französischen Grenzgebiet zum End-Seminar unserer Organisation VISA. Dort werden wir wieder auf unsere europäischen Freiwilligen und Freunde treffen, die uns seit September - oder auch mich schon etwas länger durch mein DJiA -  begleiten.

Das Seminar ist im Vergleich zum letzten am Mittelmeer recht kurz, noch dazu findet es auf dem Land statt, das von Bergen umrahmt wird. Bei der Vorstellung möchte ich gleich wieder zurück ans Meer...

Für Theaterspielen & Co. werden wir dieses Mal aber wohl keine Zeit haben. Während den zwei Tagen, die wir gemeinsam verbringen werden, sollen wir unser Volontariat reflektieren, Kritik und Lob üben und darüber nachdenken, was uns unser Volontariat für die Zukunft gebracht hat. Klingt simpel, ist es aber glaube ich gar nicht. Noch dazu sollen wir einen repräsentativen/symbolischen Gegenstand mitbringen, der unsere Erlebnisse beschreibt. Ich habe vor, eine einfache Kette mitzunehmen, die mir Fatia an Neujahr geschenkt hat. Was genau ich dazu sagen soll, weiß ich noch nicht. On verra bien.

Nach dem Seminar heißt es am Freitag "Au revoir"-Sagen zu allen Nicht-Deutschen. Emmanuel natürlich zu allen. Außer mir. Wir werden zusammen nach Beaucourt zurückkehren und den Rest unseres Lebens zusammen dort verweilen - haha, nein, Quatsch! In Beaucourt werden wir von unser beiden Familien empfangen, die Koffer werden eingeladen und dann geht es tranquillement zurück nach Norddeutschland bzw. Metz/Amneville.

VORIGE BEITRÄGE: "Un des 40 jours avec Estelle""Départ repas Lucie"


Liebste Grüße von eurer Lucie <3

Montag, 25. Juni 2012

Départ repas Lucie

L'équipe d'animation: Fatia, ich, Estelle; Foto (c) privat
Stunden. Ein paar Stunden. Was sind schon ein paar Stunde gegen Monate? Und doch waren es sehr schöne Stunden, gestern, am 25. Juni 2012. Gestern war der Tag meiner Verabschiedung im "Maison Belot". Seit Mitte Februar warst du nicht mehr dort. Gestern warst du die letzte, die zum Mittagessen um 12 Uhr gekommen ist, und die erste, die wieder gehen musste. Fatia, du hast mir diesen Abschied leicht gemacht.

Zum Abschied musste ich nicht vor allen eine Rede halten oder Ähnliches, das hat meinen Abschied unbeschwert gemacht. Ich hatte Zeit zu jedem nochmal hin zu gehen, ein paar Worte zu wechseln und Erinnerungsfotos von mir zu verteilen. An dieser Stelle danke ich meiner Mama für die tolle Idee, sie kam wirklich wunderbar an! Die meisten der Altenheimbewohner und des Personals wussten, dass gestern mein letzter Tag war. Trotzdem bewegte sich die Stimmung zwischen Überraschung und Enttäuschung. "Gut. Prima.", brachte Monsieur C. gequält auf Deutsch heraus und konnte meinen Gehen gar nicht glauben. "Schade!", sagten mir mehrere Bewohner. "Danke für alles. Du bist sehr freundlich und hast dich immer gut um uns gekümmert.", meinten Madame P. und Madame J. "Heute ist dein letzter Tag? Oh, schade. Das kann man ja bereuen. Viel Glück und alles Gute für die Zukunft!", sagte Naima.

Um 12 Uhr aß ich gemeinsam mit rund elf Altenheimbewohnern, Estelle und der stellvertretenden Direktorin des "Maison Blanche" (meine Tutorin war leider verhindert!) an einer lagen Tafel zu Mittag. Fatia kam unter Beifall zur Tür herein. Die meisten Bewohner erkannten sie im Laufe des Nachmittags an ihrer Stimme und dem typischen Lachen, aber es gab auch viele Menschen, die Fatia zum ersten Mal kennenlernten."Wow, Fatia!", rief Aurore als sie sie sah. "Ich bin gekommen, weil heute Lucies letzter Tag ist und ich mich verabschieden wollte.", erklärte Fatia ihre überraschende Anwesenheit.

Meine kranke, aber lieb gewonnene Kollegin hat sich mehrmals dafür entschuldigt, krank geworden zu sein. Sie bedankte sich für die geschickten Postkarten und Nachrichten, die mit "beaucoup d'amour d'amour" gewesen seien. Sie fand es toll, wie ich die Zeit ohne sie und teilweise auch ohne Estelle gemeistert habe.

Während nach dem Essen entweder ein kleiner Mittagsschlaf oder ein evangelischer Gottesdienst stattfand, waren nicht allzu viele Leute da, um bei meiner Überraschung dabei zu sein. Eigentlich wollte ich diesen Aufwand um meine Person gar nicht, aber Estelle und Fatia wollten mir unbedingt ein paar Geschenke machen. So bekam ich vom Altenheim selbst ein bisschen Schmuck und Schokolade. Von meinen zwei Animateurinnen bkam ich zwei T-Shirts, eine Kette und eine Tasse vom Arc en ciel, der Stiftung beider altenheime in Beaucourt. Als Fatia gegen 15:30 Uhr wieder gehen musste, gabs natürlich ein Bisou, Glückwünsche und wir wünschten uns gegenseitig viel Erfolg bei der Partnersuche. Zwischendurch schaute Jean-Francois immer mal wieder vorbei, um sich zu vergewissern, dass ich noch da bin. Er war nicht der einzige, der sich wehement gegen mein Gehen gestämmt hat. Letztlich hat niemand im "Maison Belot" wegen mir weinen müssen, im September werde ich wieder von ein/zwei Deutschen ersetzt und Kontaktdaten sind sowieso ausgetauscht.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Timing... not good?

Foto (c) privat
Die letzten Wochen in Beaucourt, Frankreich, sind angebrochen und die Zeit läuft unaufhörlich runter. Ich empfinde diese Tage als komisch wenn nicht gar verwirrend. In meinem Kopf gehen manchmal Dinge vor sich, die gibt es gar nicht. Ich bin nicht mehr richtig hier, aber auch noch nicht zurück in Deutschland. Mittlerweile zweifle ich schon an meinem Zeitmanagement. Seit ich im Mai meine Unibewerbungen richtig angefangen habe, sind viele Sachen "an mir vorbei" gegangen. Früher habe ich regelmäßig Nachrichten gesehen oder gelesen. Würde man mich heute nach den aktuellen Geschehenissen fragen, puh...aber die Euro-Krise, die gibts doch sicherlich noch? Oder? ;-)

Im Ernst, wäre Emmanuel nicht gewesen, hätte ich selbst den Auftakt der Fußball-EM 2012 verpasst. Als mir das bewusst wurde hatte ich einen schockierenden "Aha"-Moment. Aber auch eine Europameisterschaft ist nicht diesselbe, wenn man nicht in Fußball-Deutschland ist. Die Hambuger-Fanmeile hätte ich so manches Mal gerne hier. Was nicht heißen soll, dass es kein Public-Viewing in Frankreich gibt. Ich habe keine Ahnung wie man das ins Französische übersetzt. Jedenfalls sind solche Massenveranstaltungen hier weit weg vom Schuss und wenn existent schon gar nicht bei Deutschland-Spielen. Mein französischer Mitbewohner möchte übrigens die klasse Spielkunst der Deutschen nicht akzeptieren und weiß wie er mich "ärgern" kann. "Deutschland wird heute nicht gewinnen. Ich hoffe nicht." - Tja, Emmanuel....

Aber ansonsten redet er seit Wochen von nichts anderem als Sport und der TV läuft ununterbrochen, wenn wir nicht arbeiten. Erst die French Open in Paris, jetzt die Euro 2012 und später Olympia aus Londres.

Neben Bewerbungen und Dingen, die ich vor meiner Abreise erledigen muss oder diese betreffen, gibt es noch einige Fragebögen auszufüllen. Beispielsweise von VISA für den Freiwilligen, vom Service Civique für den Freiwilligen oder von VISA für den Freiwilligen und deren Tutor. Wenn Madame Wallet nur mal persönlich anzutreffen wäre...das sind so zeitraubende philosophische Fragen wie "Wie war der Status des Freiwilligen: Am Anfang / in Mitten / am Ende des Freiwilligendiensts" und wenn da dann zwei Fragen hintereinander stehen, die sich inhaltlich zu 99,98% ähneln, oh là là quelle affaire!

Der Service Civique hat ihre Frewillige in einer ihrer unzähligen E-mails eingeladen, für einen Tag nach Paris zu kommen. Dumm nur, dass wir an dem Tag nahe Colmar auf dem VISA-Endseminar sein werden. Apropros Paris: Für meinen Pariser Pfingsten-Blogeintrag habe ich derzeit überhaupt keine Zeit, aber es wird noch einen geben!

Es fühlt sich absolut nicht nach Ende meines Freiwilligendiensts an, so beschäftigt fühle ich mich. Dass ich diese Woche ohne Estelle (auf zwei Ausflügen oder auf repos), ohne Jean-Francois (nimmt an den Ausflügen teil) und ohne Ehrenamtliche (Termin abgesagt) arbeite, ändert diesen Eindruck nicht gerade.

Video: Ronan Parke - "Feeling good"
Tumblr:
Neue Fotos (Seite 1 ff.) für Nicht-FB-Mitglieder online, Videos folgen

Bisous, Lucie

Mittwoch, 6. Juni 2012

Tournoi Sportif 2012

Von links nach rechts: Mr. N., Lucie, Mr. C., Mr. G., Estelle,
Mme P., Mme B., Mr. B., Mlle S.
Auf dem obigen Foto seht ihr mein Sportler-Team, das ich jeden Dienstagmorgen mit Jean-Francois "trainiere". Heute war es mal wieder so weit: Der alljährliche Wettbewerb"Tournoi Sportif" fand im "La Rosemontoise" in Valdoie nahe Belfort statt. Zehn Altenheime aus der Region Franche-Comté spielten einen Tag lang gegeneinander und miteinander, schließlich waren wir auch zum Spaß gekommen. Die Damen und Herren des "Maison Belot" spielten Dattwerfen, Billard, Ringewerfen, Dosenwerfen, Kegeln, Petanque, Basketball, Ballwurf, interpretierten das Lied "Douce France" vor einer Jury und ließen ihre Erinnerung testen. Zum Mittagessen gingen meine Schützlinge also mit 2060+ erspielten Punkten ins Rennen um einen der begehrten Pokale.

Bei der Preisvergabe jubelte dann durch den ganzen Essensaal hörbar Christine vom "Maison Blanche". Warum? Das "Maison Belot" mit einem sehr knappen Punkteunterschied zu den Erstplatzierten den dritten Platz belegt! Wie schon im letzten Jahr. Die Freude war groß, nicht nur daheim in Beaucourt -  sondern auch bei Fatia, deren Gedanken bei uns waren und mit der wir per SMS in Kontakt standen. Sie wäre zu gern mitgekommen.


Felicitations aux résidents de la "Maison Belot"!


Liebe Grüße, Lucie

Dienstag, 5. Juni 2012

Neun Monate französisch


Foto (c) privat
Seit neun Monaten bin ich nun in Frankreich und es ging mir schon mal besser als heute.Letzte Woche hatte ich Rückenschmerzen vom Feinsten, diese Woche habe ich Muskelkater vom Fußball-Turnier am Wochenende und in vier Wochen wird alles vorbei sein.

Um mich herum werden die Stimmen immer lauter. Erst war es Emmanuel, jetzt sind es Christine und die Ehrenamtlichen, die sich darüber ärgern wie es momentan in beiden Altenheimen - Maison Blanche und Belot - läuft. Einen Teil diesen Ärgers bekomme ich indirekt zu spüren, obwohl ich nicht mal dafür verantwortlich bin. Die Ehrenamtlichen mit denen ich arbeite, ärgern sich, Estelle nie zu Gesicht zu bekommen. Das "Maison Belot" läuft, es läuft wie eine Uhr mit kleinen Rädchen. Fatia ist dabei nur ein kleines Rad von vielen, das in die falsche Richtung läuft. Ich habe derzeit den Eindruck, dass die Mehrheit meiner Kolleginnen auf Minimum arbeiten.

Gleichzeitig frage ich mich, ob mir meine Arbeit überhaupt Spaß macht und ob ich stolz auf diese sein kann. Eigentlich habe ich nie daran gezweifelt, welchen Sinn meine Bemühungen machen. Dem bin ich mir nicht mehr so sicher. In den letzten Monaten habe ich versucht, meinen Schützlingen einen schönen Lebensabend zu ermöglichen. Der Lebensabend. Welchen Sinn hat es, Menschen zu beschäftigen, die auf ihr Ende warten?

Ich weiß nicht, was aus meinen Schützlingen wird, wenn ich in ein paar Tagen gehe. Werden sie nachmittags in ihren Stühlen sitzen, die Mehrheit hilflos vor sich hin wegetierend? Das ist eine für mich deprimierende Vorstellung. Und was wird von mir bleiben? Es gibt nur wenige Fotos, auf denen auch ich abgebildet bin.

VORIGE BEITRÄGE: "DJiA-Fotowettbewerb 2012" | "Ein Herz aus Gold"

Donnerstag, 31. Mai 2012

DJiA-Fotowettbewerb 2012

"DJiA-Fotowettbewerb"-Beitrag; Foto (c) privat
Motto: "Ich sehe, was du nicht siehst ..."
Einsendeschluss: 31. Mai 2012


Prêt? Los, was seht ihr?!

Viel Spaß beim Interpretieren,
eure Lucie :-)

Mittwoch, 30. Mai 2012

Ein Herz aus Gold

26. Mai 2012, Pfingstsamstag - Auch dieses Datum hast du nicht geschafft. Dieser Nebensatz ist schrecklich. Genauso schrecklich wie man dir bestimmte Daten vorschreibt, an denen du wieder arbeiten kommen sollst. Ich wills einfach nicht mehr hören.

"Heute gehts mir nicht so gut, aber ich werf einfach nachher eine Tablette ein und dann komme ich morgen wieder und es geht wieder los!" (Fatia)

"Wenn du so weiter machst bist du in zehn Tagen im Krankenhaus."
(Altenheimbewohner)

So warst du nach Außen hin, voll motiviert wie immer. Doch das "morgen" Mitte Februar war der Tag, an dem du schon ins Krankenhaus gekommen bist.

Jedes Mal, wenn ich höre, dass jemand anderes an deiner Krankheit gestorben ist, versetzt es mir einen Stich ins Herz und mir wird schmerzhaft bewusst, dass dir das auch passieren kann.

Ich habe versucht, deine krankheitsbedingte Abwesenheit zu akzeptieren, selbst nachdem ich mich über deine Krankheit belesen hatte, hat das nicht funktioniert. Jeden Tag werde ich an dich erinnert. Arbeit und Privatleben kann ich diesbezüglich nicht trennen.

Mogens öffne ich deinen Spint mit deinem Namen und einem Foto von dir an der Tür. Anfangs roch es nach Zigarettenrauch, aber auch das ist Vergangenheit.

Die Hoffnung dich noch einmal in Frankreich wieder zu sehen schwindet ungewollt und doch bleibst du ein Teil von mir.




Silbermond "Teil von mir" (c) Youtube.com
 

Samstag, 2. Juni; 0:55 Uhr:
"Hallo, meine Kleine. Ich hoffe, es geht dir gut? Es tut mir leid, dass ich nicht schneller geantwortet habe, aber ich denke oft an dich. vielen Dank für die Karten, die ihr mir geschickt habt. Die haben mir sehr gefallen. Liebe Grüße an die Bewohner und ich hoffe, dich bald wieder zu sehen. Fatia"


Du hast ein neues Datum im "Maison Belot": 23. Juni 2012

Dienstag, 22. Mai 2012

Un des 40 jours avec Estelle

Foto (c) privat
Hier kommt ein weiterer Blogeintrag, der meinen Alltag beschreiben soll. Dieses Mal möchte ich zeigen wie ungefähr die Zusammenarbeit zwischen Estelle und mir aussieht.

Es ist 8 Uhr früh am Morgen und die Kirchenglocken läuten in Beaucourt. Ein Tag Anfang Mai 2012. Ich betrete das "Maison de retraite Léon Belot" und begrüße Philo mit einem French Kiss, einem Wangenkuss links rechts. Mme B., Mme B., Mlle S. und auch Mme V. sitzen schon am Tisch im Eingangsbereich und warten auf ihr Frühstück. Per Wangenkuss begrüße ich die vier Damen und frage wie es ihnen heute geht. Danach hole ich mir eine Schere aus dem Animationsschrank und schließe die Schranktür wieder ab. Meiner Jacke entledigt, stelle ich einige Stühle im Animationsraum von den Tischen und gehe direkt in die Küche.

Dort bereiten Valerie und Florence, zwei Krankenpflegerinnen, gerade das Frühstück vor. Florence, die relativ neu bei uns und eher ruhig ist, und ich bilden heute ein Team im ersten Stock. Nachdem die Baguettes geschnitten, die Milch erwärmt, der Kaffee gekocht und die Frühstückswagen auf ihre Vollständigkeit und Sauberkeit überprüft worden sind, kann es gegen 8:30 Uhr los gehen.
Florence ist noch nicht an das Servieren gewöhnt, deshalb bin ich diejenige, die etwas schneller arbeitet. Seit langem weiß ich auswendig, welcher der 60+ Altenheimbewohner was frühstückt und muss nicht mehr auf die Zettel gucken. In der Regel bin ich zwischen 9:00 Uhr und 9:15 Uhr mit dem Frühstückservieren fertig und muss anschließend den Frühstückswagen aufräumen. 

9:30 Uhr: Die Animation kann beginnen, vorher stelle ich noch die anderen Stühle im Eingangsbereich von den Tischen. Estelle ist noch nicht da, aber eine Ehrenamtliche namens Virginie soll kommen. Leider weiß ich nicht wie diese aussieht, sondern nur dass sie ein "Atelier Créatif" macht. Während meine Schützlinge und ich also auf Virginie warten, kommt Estelle. "Salut, ca va?", fragen wir uns. Küsschen links, Küsschen rechts. Kurz darauf ist Estelle im Keller verschwunden, um etwas zu suchen. "Falls Virginie kommt, sag mir bescheid." Alles klar! Mittlerweile habe ich schon alle Materialien heran geschafft, die die Ehrenamtliche für ihr Atelier braucht. Es ist 10:15 Uhr und Mme B. sagt mir, dass es schon ziemlich spät ist und Virginie am vergangenen Freitag viel früher gekommen ist. Um wenigstens etwas Sinnvolles zu machen, bin ich kurz davor selbst mit meinen Damen anzufangen zu Malen. In dem Moment kommt Estelle aus dem Keller und sagt mir, dass Virginie heute doch nicht kommt. "Sie hat keine Zeit. So ist das eben mit Ehrenamtlichen.", meint Estelle. Super. Nachdem ich den Animationsraum wieder aufgeräumt habe, bittet mich Estelle um Hilfe, die gerade einen Schrank auszuräumen scheint. Sie sucht ein paar Bücher, die sie zur Bibliothek zurück bringen muss. In dem Schrank werden wir nach ein paar Minuten nicht fündig, trotzdem fehlen Estelle noch zwei Bücher. Im Keller befindet sich ein großes Regal voller Bücher! Letztlich werden Estelle und ich auch dort nicht fündig. "Tant pis.", resigniert meine Kollegin. "Egal."

Um 11:30 Uhr sind alle Altenheimbewohner, die in einem Rollstuhl sitzen, in den Eingangsbereich gebracht worden und warten darauf, dass sich der Essensaal öffnet. Estelle sitzt vor dem Computerbildschirm und liest E-Mails. Für den administravtiven Kram ist sie verantwortlich. Plötzlich fällt ihr ein, dass sie noch gar nicht auf die Einladung zum "Tournoi Sportif 2012" geantwortet hat. Die Frist ist eigentlich schon längst abgelaufen.

11:55 Uhr: Zeit mir mein Mittagessen zu suchen. Ich gehe also in die Küche. Dort bereitet gerade eine Aushilfe vom "Maison Blanche" mein Tablett vor. Wir begrüßen uns mit "Salut" als auch Kevin, der Koch, von draußen kommt und mich ebenfalls begrüßt. Küsschen links. Küsschen rechts. Kurz darauf sitze ich im Personalraum im ersten Stock. Auf meinem Tablett befinden sich ein Joghurt, zwei Scheiben Baguette und ein Teller mit paniertem Fisch und zwei Brokoli-Stücke. Die zwei Kartoffeln, die im Tages-Menü markiert waren, sind für mich wohl nicht mehr übrig. Dieses Mal hat Philo keine Zeit mein heutiges Mittagessen zu kommentieren, weil ihre Pause zuende ist und sie weiter Zimmer putzen muss. Auch meine anderen Kolleginnen waschen ihr Geschirr ab und gehen. Dafür, dass ich nun ein paar Minuten früher esse als noch vor ein paar Monaten und deshalb früher zuhause bin, esse ich jetzt fast ganz allein. Mein Teller ist fast aufgegessen als Leatitia, Morgane und Donuta ihre Mittagspause beginnen.

12:15 Uhr: In unserem Haus nahe des "Maison Blanche" beschäftige ich mich in meiner Pause mit dem Füttern von Ganache, Der Wäsche oder dem Geschirr. Ich schreibe Tagebuch oder tue sonst dergleichen. Oder ich setze mich noch für ein paar Minuten auf unsere sonnige Terrasse.

14:00 Uhr: Ich betrete das "Maison Belot" und es dufet herrlich nach Crêpes. Es stehen Pfannkuchen auf dem Animationsplan und Estelle hat schon mal angefangen, um rechtzeitig einen Snack zum Café für die 1. und 2. Etage zu haben. Ich begrüße sie. Heute ist die Stimmung unter den Altenheimbewohnern nicht ganz so schläfrig wie normalerweise um diese Uhrzeit. Der Fernseher läuft und ich bin froh, dass er läuft. Die Amtseinführung von Francois Hollande aus Paris wird live übertragen. Schnell baue ich die zweite Crêpes-Maschine im Animationsraum auf, hole mir Madame B. und Mlle S., Estelle gibt mir den vorbereiteten Teig und es kann losgehen. Ich liebe es Crêpes mit dieser Raclette-ähnlichen Maschine zu machen! Es dauert nicht lange, schon ist eine Art Wettbewerb zwischen Estelle und mir mit meinen zwei Damen entbrannt. "Ich habe schon 26 Pfannkuchen!", ruft Estelle durch die offne Tür. "Achtzehn!", antworte ich. Wenn man früher anfängt, ist es nicht verwunderlich, mehr Crêpes zu haben. Währenddessen geht draußen ein Gewitter mit Hagelkörner herunter und kurz darauf scheint die Sonne wieder zum Fenster herein. Toll, dass das Wetter besser geworden ist. Die kleinen Pfützen unterhalb der Rollstühle neben mir bleiben trotzdem. Djamel, der Hausmeister, bringt mir ein paar alten T-shirts, um die Rutschgefahr zu beseitigen. Immer wieder mein Blick vom Pfannkuchen zum Fernseher. Anscheinend bin ich die Einzige, die sich für die prachtvollen, farbigen Bilder aus Paris interessiert. Der französische Präsident wird gerade vom Regen ziemlich nass. Das Wetter ist dort also auch nicht besser. Zeitweise habe ich das Gefühl, mein Top könnte am Ende dieses Nachmittages die nächstgrößte Größe erreicht haben. Madame B., die neben mir im Rollstuhl sitzt, zieht fast pausenlos daran. Ich kann bitten und ihre Hand von meinem Hintern so oft lösen wie ich möchte - aufhören? Nicht doch. Derweil wechseln sich meine Damen beim Helfen ab, das klappt ganz gut. Nebenbei gebe ich noch Acht auf Monsieur D., der immer wieder von seinem Stuhl aufsteht und davon spazieren möchte. Er begibt sich unwissend und freiwillig in die Gefahr zu stürzen. Mehrmals muss ich ihn wieder "einfangen", um ein paar MInuten später wieder meine Pfannkuchen und Damen aus den Augen zu lassen.

Gegen 16 Uhr stehe ich immer noch an meiner Maschine. Estelle hat unterdessen schon mit zwei Krankenschwestern begonnen, Kaffee und Crêpes an die Altenheimbewohner zu verteilen. Nachdem ich später die Kleckereien von Marmelade und Zucker sowie das dreckige Geschirr beseitigt habe, kann ich mich mit Estelle in der Küche dem Säubern der Crêpes-Maschinen widmen. Madame B., die mir tatkräftig geholfen hat, trägt einen dünnen Verband am rechten Unterarm. Die Arme ist kurz an die heiße Herdplatte gekommen als ich mich einmal um Monsieur D. gekümmert habe. Von ihrem Missgeschick hat sich mir nichts gesagt, trotzdem tut sie mir ein wenig leid. Wer letztendlich den Crêpes-Wettbewerb gewonnen hat - Estelle oder ich - weiß niemand so genau. Damit geht auch der 6. Mai nachmittags für mich zuende.


Sonntag, 20. Mai 2012

La Pentecôte à Paris

Foto (c) weheartit.com
In den letzten Tagen war ich recht unruhig und ich hatte den Eindruck, dass meine To-Do-Liste länger anstatt kürzer wird. Ich kann auch sagen: In Topform war ich nicht. Mittlerweile weiß ich, warum ich diesen Durchhänger hatte. Es war ein Wunsch, der auf meiner Seele brannte und nach Erfüllung suchte. ein Wunsch, der schon über vier Jahre vorhanden ist.
Kaum hatte ich meine Zugtickets endlich in den Händen, merkte ich meine eigene Zufriedenheit und dass ich mich entspannte. Nächstes Wochenende kann mich alles und jeder einmal! Die Pfingst-Feiertage werde ich in Paris verbringen, die deutsche Freiwillige Anika aus Lyon wird mich begleiten.

Nächsten Freitagnachmittag wird mich ein TGV in nur wenigen Stunden in die französische Hauptstadt bringen. Dort möchte ich mit Anika natürlich Sight-Seeing à la Tour Eiffel machen, eine Kerze für meine Lieben in der Notre Dame anzünden, den Blick auf die untergehende Sonne vom Sacre Coeur genießen, Croissants essen, in einem der großen Kaufhäuser shoppen gehen und und und...

Bis Pfingstsonntag werden wir Paris unsicher machen, dann per Zug in einen Pariser Vorort fahren und uns mit einer anderen deutschen Freiwilligen, Hannah, treffen. Dienstagmittag wird es dann wieder zurück nach Paris gehen und mit dem TGV wieder nach "Hause".  Ich freue mich sehr auf die paar Tage und hoffe, dass das Wetter mitspielt.

Das ihr mir an Pfingsten nicht vergesst, weiterhin "SHERLOCK" zu gucken! Mich persönlich irritieren die deutschen Stimmen in der ARD Mediathek.

(La) Pentecôte - Pfingsten

Eure Lucie

Mittwoch, 16. Mai 2012

Ruckie. Lust. Shockerz.



The English Orginial Series 2 - "SHERLOCK"

"It's love, horror & thriller." (Benedict Cumberbatch)

Man liebt oder hasst sie, diese Serie. Wer zu denjenigen gehört, die wie ich die erste Staffel von "SHERLOCK" (BBC) geliebt haben, kann sich nun freuen: Endlich kommt die zweite Staffel der Erfolgsserie ins deutsche Fernsehen! Erstausstrahlung in Großbritannien, wie an den Trailern zu sehen, war der Neujahrstag. Den französisch sprechenden Holmes gab es im März bei mir zu sehen und neben etlichen anderen Ländern gab es die neusten Episoden bereits Anfang Mai in den USA zu sehen. Es ist also höchste Zeit, dass die deutsche Fassung über den Bildschirm flimmert. Und die hat es wahrlich in sich! Holt eure orangen shock blankets raus.

Die zweite Staffel konnte die erste Staffel im Vereinten Königreich sogar noch toppen. Das liegt natürlich an den herausragenden Darstellern, den wohl bekanntesten Holmes-Geschichten und einer Extra-Portion Spannung. 
Haupt- und Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch (35, "Third star", "Hawking", "Frankenstein") ist im Filmgeschäft gefragt wie nie, spielte in "Dame, König, As, Spoin", Steven Spielbergs "Gefährten" mit, wird in "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" gleich zwei Rollen übernehmen und ist derzeit in Los Angeles für Dreharbeiten von "Star Trek 2". Beim Voting der "100 einflussreichsten Persönlichkeiten" des TIME magazine's landete der Londoner unerwartet weit oben: Auf Platz 7 vor Barack Obama, Lady Gaga, Adele oder der Queen selbst.

Neben- und Watson-Darsteller Martin Freeman (40, BAFTA-Gewinner, "The Office")  konnte ebenfalls vermehrt mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und bekam u. A. die Hauptrolle des Bilbo Beutlins in "Der Hobbit - eine unerwartete Reise."

Schauspielerin Lara Pulver wirkt in der ersten Episode der neuen Staffel als "Irene Adler" mit und verkörpet damit the woman, der Holmes jemals Beachtung schenkte.

Schauspieler Russell Tovey wirkt in der zweiten Episode der neuen Staffel als "Henry Knight" mit und verkörpert damit den traumatisierten Klienten von Holmes und Watson.

Schauspieler Andrew Scott wirkt hauptsächlich in der letzten Episode der neuen Staffel mit, wieder als "James Moriarty", dem Wiedersacher von Holmes und Watson.

In der deutschsprachigen Staffel leiht übrigens wieder Tommy Morgenstern Mr. Holmes seine -  im Vergleich zum Orginal - unoriginelle Stimme. Sebastian Schulz leiht Mr. Watson seine deutsche Stimme.

SHERLOCK. IST. ZURUECK.: an Himmelfahrt und Pfingsten 2012:

17.05.2012 - ARD, 20:15 UHR -
"Ein Skandal in Belgravia"
("A Scandal in Belgravia")

27.05.2012 - ARD, 21:45 UHR -
"Die Hunde von Baskerville"
("The hounds of Baskerville")
 
28.05.2012 - ARD, 21:45 UHR -
"Der Reichenbachfall"
("The Reichenbach Fall")

Ob es eine dritte Staffel wird, entscheidet die letzte Episode.
Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.


FAZ Kritik:
"In der neuen Staffel kommt "Sherlock in Teufels Küche" (Spoilers!)
DVD-Extras:
"SHERLOCK (2) UNCOVERED" (nicht vor Pfingsten ansehen)
Alle Video-Links (c) YouTube.com

In diesem Sinne, freut euch auf die Feiertage und bleibt schön stayin' alive ;-)

Freitag, 11. Mai 2012

Der Sonne so nah

Paddington, der Bär;
Foto (c) privat
Kaum ist Hollande an der Spitze der französischen Politik, schon habe ich das Gefühl, die Welt bräche über meinem Kopf zusammen. Meine Gefühle fahren machmal wirklich Achterbahn. Nein, natürlich ist le président nicht schuld daran. Eigentlich wollte ich die verbleibenden Wochen in Frankreich ruhiger angehen, ein bisschen genießen – das Gegenteil ist tatsächlich der Fall.

Es gilt noch Einiges zu erledigen. Nächsten Montag kommt eine 32-jährige ehemalige Freiwillige aus Prag zu Besuch und muss natürlich irgendwo untergebracht werden. Am besten bei Emmanuel und mir im Haus! Emmanuel selbst wird sie nicht persönlich kennenlernen, weil er die nächsten zwei Wochen quer durch die Region fährt, um vier Bewerbungsgespräche wahrzunehmen. Anfang Juni möchte auch ich, natürlich gut vorbereitet, meine Universitätsbewerbungen abschicken. Unsere kleine Ganache müssen wir schweren Herzens in die Obhut anderer Hände geben und diese fürsorglichen Hände müssen erstmal gefunden werden. Im Juni nehmen Emmanuel, Daniel, David, ein paar andere Jungs und ich an einem zweitägigen Fußballturnier teil. Dafür müssen wir  körperlich natürlich in Topform sein! Die Jungs warten schon ein Jahr darauf und deswegen ist es nicht nur irgendein Fußballturnier.

Im „Maison Belot“ bereiten wir, also größtenteils Jean-Francois und ich, meine Schützlinge auf einen alljährlichen „Jeux Sportif“-Wettbewerb vor. Rund zehn Altenheime werden daran teilnehmen. Neben den spielerischen Aktivitäten wird noch ein Programm auf die Beine gestellt, in dem jedes Altenheim eine Performance abliefert. Das „Maison Belot“ wird das Lied „Douce France“ darbieten. Bevor es anschließend zum großen Mittagstisch geht, wird das Erinnerungsvermögen unserer Schützlinge auf die Probe gestellt. Die Erwartungen sind hoch, der Titel muss in diesem Jahr verteidigt werden. Mme Wallet wird eventuell wegen Terminen nicht dabei sein können, also werden Jean-Francois, Estelle, ich und Fatia mitfahren. Letztere wird mit Glück nächsten Montag, den 14. Mai, ihre Arbeit wieder aufnehmen. Große Hoffnungen kann man sich leider nicht machen!

Der „Service Civique“ von Emmanuel und mir wird auf einem Seminar von VISA in der Nähe von Colmar enden. In den Vogesen dürfen wir uns Ende Juni noch einmal über unsere Erfahrungen und Motivationen sprechen. Ein genaues Programm kann ich dem Infoblatt nicht entnehmen. Einen symbolischen Gegenstand aus unserem Freiwilligendienst sollen wir mitbringen. Hier die Eckdaten zum Seminar:

Beginn: Dienstag, 26. Juni 2012 um 18 Uhr im „La Champenoise“ im Vallée du Munster
Ende: Freitag, 29. Juni 2012 um 10 Uhr

Vor dem Seminar müssen wir allerdings das gesamte Haus sauber machen und alle unsere sieben Sachen in Koffer packen, weil am 29. Juni schon wieder neue Leute in Beaucourt einziehen werden. 

Im anbei verschickten Heftchen mit Briefen meiner Mitfreiwilligen, Fotos aus Sète und anderen Infos stehen auch relativ viele Namen derjenigen, die ihren Dienst aus privaten Gründen bereits im März beendet haben.

Achja, der „DJiA“-Fotowettbewerb für alle deutschen Freiwilligen mit dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst“ steht natürlich auch noch aus.

Mit dieser Informationsflut ist euch nicht klar geworden, warum dieser Blogeintrag „Der Sonne so nah“ heißt. Ganz einfach – hier gibt es sommerlich wechselhaftes Wetter. Mal 30°C, ohne Wind und praller Sonne bis in die späten Abendstunden. 30 Grad sind aber in den Bergen nicht gleich norddeutsche 30 Grad. Mal gibt es auf solches Wetter ein folgendes Gewitter und anschließend Dauerregen bei rund 8°C.

Mit diesen Wetteraussichten verabschiede ich mich von euch.

VORIGER BEITRAG: "25062012 - fünfundzwanzigster juno deux milles douze"
Tumblr: neue Fotos sind online! (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Eure Lucie

25062012 – fünfundzwanzigster Juno deux milles douze


Dieses Datum, der 25. Juni 2012, wird mein letzter regulärer Arbeitstag im „Maison Belot“ sein.

Am darauffolgenden Freitag, den 29. Juni 2012, wird mein Freiwilligendienst im Rahmen des französischen „Service Civique“ nach einem Abschlussseminar um 10 Uhr in Hohrodberg, nahe Colmar, zuende gehen.

Vertraglich gesehen wird mein Engagement in Beaucourt am Samstag, den 30. Juni 2012, aufhören. Da ich am Wochenende nicht arbeite, fällt dieser Tag weg.

15092012 – fünfzehnter September zweitausendzwölf


An diesem Tag im Herbst, den 15. September 2012, wird mein „Diakonisches Jahr im Ausland“ nach einem ein-wöchigen Rückkehrseminar der Länder Belgien, Schweden, Dänemark und Frankreich in Weimar endgültig vorbei sein.