Donnerstag, 31. Mai 2012

DJiA-Fotowettbewerb 2012

"DJiA-Fotowettbewerb"-Beitrag; Foto (c) privat
Motto: "Ich sehe, was du nicht siehst ..."
Einsendeschluss: 31. Mai 2012


Prêt? Los, was seht ihr?!

Viel Spaß beim Interpretieren,
eure Lucie :-)

Mittwoch, 30. Mai 2012

Ein Herz aus Gold

26. Mai 2012, Pfingstsamstag - Auch dieses Datum hast du nicht geschafft. Dieser Nebensatz ist schrecklich. Genauso schrecklich wie man dir bestimmte Daten vorschreibt, an denen du wieder arbeiten kommen sollst. Ich wills einfach nicht mehr hören.

"Heute gehts mir nicht so gut, aber ich werf einfach nachher eine Tablette ein und dann komme ich morgen wieder und es geht wieder los!" (Fatia)

"Wenn du so weiter machst bist du in zehn Tagen im Krankenhaus."
(Altenheimbewohner)

So warst du nach Außen hin, voll motiviert wie immer. Doch das "morgen" Mitte Februar war der Tag, an dem du schon ins Krankenhaus gekommen bist.

Jedes Mal, wenn ich höre, dass jemand anderes an deiner Krankheit gestorben ist, versetzt es mir einen Stich ins Herz und mir wird schmerzhaft bewusst, dass dir das auch passieren kann.

Ich habe versucht, deine krankheitsbedingte Abwesenheit zu akzeptieren, selbst nachdem ich mich über deine Krankheit belesen hatte, hat das nicht funktioniert. Jeden Tag werde ich an dich erinnert. Arbeit und Privatleben kann ich diesbezüglich nicht trennen.

Mogens öffne ich deinen Spint mit deinem Namen und einem Foto von dir an der Tür. Anfangs roch es nach Zigarettenrauch, aber auch das ist Vergangenheit.

Die Hoffnung dich noch einmal in Frankreich wieder zu sehen schwindet ungewollt und doch bleibst du ein Teil von mir.




Silbermond "Teil von mir" (c) Youtube.com
 

Samstag, 2. Juni; 0:55 Uhr:
"Hallo, meine Kleine. Ich hoffe, es geht dir gut? Es tut mir leid, dass ich nicht schneller geantwortet habe, aber ich denke oft an dich. vielen Dank für die Karten, die ihr mir geschickt habt. Die haben mir sehr gefallen. Liebe Grüße an die Bewohner und ich hoffe, dich bald wieder zu sehen. Fatia"


Du hast ein neues Datum im "Maison Belot": 23. Juni 2012

Dienstag, 22. Mai 2012

Un des 40 jours avec Estelle

Foto (c) privat
Hier kommt ein weiterer Blogeintrag, der meinen Alltag beschreiben soll. Dieses Mal möchte ich zeigen wie ungefähr die Zusammenarbeit zwischen Estelle und mir aussieht.

Es ist 8 Uhr früh am Morgen und die Kirchenglocken läuten in Beaucourt. Ein Tag Anfang Mai 2012. Ich betrete das "Maison de retraite Léon Belot" und begrüße Philo mit einem French Kiss, einem Wangenkuss links rechts. Mme B., Mme B., Mlle S. und auch Mme V. sitzen schon am Tisch im Eingangsbereich und warten auf ihr Frühstück. Per Wangenkuss begrüße ich die vier Damen und frage wie es ihnen heute geht. Danach hole ich mir eine Schere aus dem Animationsschrank und schließe die Schranktür wieder ab. Meiner Jacke entledigt, stelle ich einige Stühle im Animationsraum von den Tischen und gehe direkt in die Küche.

Dort bereiten Valerie und Florence, zwei Krankenpflegerinnen, gerade das Frühstück vor. Florence, die relativ neu bei uns und eher ruhig ist, und ich bilden heute ein Team im ersten Stock. Nachdem die Baguettes geschnitten, die Milch erwärmt, der Kaffee gekocht und die Frühstückswagen auf ihre Vollständigkeit und Sauberkeit überprüft worden sind, kann es gegen 8:30 Uhr los gehen.
Florence ist noch nicht an das Servieren gewöhnt, deshalb bin ich diejenige, die etwas schneller arbeitet. Seit langem weiß ich auswendig, welcher der 60+ Altenheimbewohner was frühstückt und muss nicht mehr auf die Zettel gucken. In der Regel bin ich zwischen 9:00 Uhr und 9:15 Uhr mit dem Frühstückservieren fertig und muss anschließend den Frühstückswagen aufräumen. 

9:30 Uhr: Die Animation kann beginnen, vorher stelle ich noch die anderen Stühle im Eingangsbereich von den Tischen. Estelle ist noch nicht da, aber eine Ehrenamtliche namens Virginie soll kommen. Leider weiß ich nicht wie diese aussieht, sondern nur dass sie ein "Atelier Créatif" macht. Während meine Schützlinge und ich also auf Virginie warten, kommt Estelle. "Salut, ca va?", fragen wir uns. Küsschen links, Küsschen rechts. Kurz darauf ist Estelle im Keller verschwunden, um etwas zu suchen. "Falls Virginie kommt, sag mir bescheid." Alles klar! Mittlerweile habe ich schon alle Materialien heran geschafft, die die Ehrenamtliche für ihr Atelier braucht. Es ist 10:15 Uhr und Mme B. sagt mir, dass es schon ziemlich spät ist und Virginie am vergangenen Freitag viel früher gekommen ist. Um wenigstens etwas Sinnvolles zu machen, bin ich kurz davor selbst mit meinen Damen anzufangen zu Malen. In dem Moment kommt Estelle aus dem Keller und sagt mir, dass Virginie heute doch nicht kommt. "Sie hat keine Zeit. So ist das eben mit Ehrenamtlichen.", meint Estelle. Super. Nachdem ich den Animationsraum wieder aufgeräumt habe, bittet mich Estelle um Hilfe, die gerade einen Schrank auszuräumen scheint. Sie sucht ein paar Bücher, die sie zur Bibliothek zurück bringen muss. In dem Schrank werden wir nach ein paar Minuten nicht fündig, trotzdem fehlen Estelle noch zwei Bücher. Im Keller befindet sich ein großes Regal voller Bücher! Letztlich werden Estelle und ich auch dort nicht fündig. "Tant pis.", resigniert meine Kollegin. "Egal."

Um 11:30 Uhr sind alle Altenheimbewohner, die in einem Rollstuhl sitzen, in den Eingangsbereich gebracht worden und warten darauf, dass sich der Essensaal öffnet. Estelle sitzt vor dem Computerbildschirm und liest E-Mails. Für den administravtiven Kram ist sie verantwortlich. Plötzlich fällt ihr ein, dass sie noch gar nicht auf die Einladung zum "Tournoi Sportif 2012" geantwortet hat. Die Frist ist eigentlich schon längst abgelaufen.

11:55 Uhr: Zeit mir mein Mittagessen zu suchen. Ich gehe also in die Küche. Dort bereitet gerade eine Aushilfe vom "Maison Blanche" mein Tablett vor. Wir begrüßen uns mit "Salut" als auch Kevin, der Koch, von draußen kommt und mich ebenfalls begrüßt. Küsschen links. Küsschen rechts. Kurz darauf sitze ich im Personalraum im ersten Stock. Auf meinem Tablett befinden sich ein Joghurt, zwei Scheiben Baguette und ein Teller mit paniertem Fisch und zwei Brokoli-Stücke. Die zwei Kartoffeln, die im Tages-Menü markiert waren, sind für mich wohl nicht mehr übrig. Dieses Mal hat Philo keine Zeit mein heutiges Mittagessen zu kommentieren, weil ihre Pause zuende ist und sie weiter Zimmer putzen muss. Auch meine anderen Kolleginnen waschen ihr Geschirr ab und gehen. Dafür, dass ich nun ein paar Minuten früher esse als noch vor ein paar Monaten und deshalb früher zuhause bin, esse ich jetzt fast ganz allein. Mein Teller ist fast aufgegessen als Leatitia, Morgane und Donuta ihre Mittagspause beginnen.

12:15 Uhr: In unserem Haus nahe des "Maison Blanche" beschäftige ich mich in meiner Pause mit dem Füttern von Ganache, Der Wäsche oder dem Geschirr. Ich schreibe Tagebuch oder tue sonst dergleichen. Oder ich setze mich noch für ein paar Minuten auf unsere sonnige Terrasse.

14:00 Uhr: Ich betrete das "Maison Belot" und es dufet herrlich nach Crêpes. Es stehen Pfannkuchen auf dem Animationsplan und Estelle hat schon mal angefangen, um rechtzeitig einen Snack zum Café für die 1. und 2. Etage zu haben. Ich begrüße sie. Heute ist die Stimmung unter den Altenheimbewohnern nicht ganz so schläfrig wie normalerweise um diese Uhrzeit. Der Fernseher läuft und ich bin froh, dass er läuft. Die Amtseinführung von Francois Hollande aus Paris wird live übertragen. Schnell baue ich die zweite Crêpes-Maschine im Animationsraum auf, hole mir Madame B. und Mlle S., Estelle gibt mir den vorbereiteten Teig und es kann losgehen. Ich liebe es Crêpes mit dieser Raclette-ähnlichen Maschine zu machen! Es dauert nicht lange, schon ist eine Art Wettbewerb zwischen Estelle und mir mit meinen zwei Damen entbrannt. "Ich habe schon 26 Pfannkuchen!", ruft Estelle durch die offne Tür. "Achtzehn!", antworte ich. Wenn man früher anfängt, ist es nicht verwunderlich, mehr Crêpes zu haben. Währenddessen geht draußen ein Gewitter mit Hagelkörner herunter und kurz darauf scheint die Sonne wieder zum Fenster herein. Toll, dass das Wetter besser geworden ist. Die kleinen Pfützen unterhalb der Rollstühle neben mir bleiben trotzdem. Djamel, der Hausmeister, bringt mir ein paar alten T-shirts, um die Rutschgefahr zu beseitigen. Immer wieder mein Blick vom Pfannkuchen zum Fernseher. Anscheinend bin ich die Einzige, die sich für die prachtvollen, farbigen Bilder aus Paris interessiert. Der französische Präsident wird gerade vom Regen ziemlich nass. Das Wetter ist dort also auch nicht besser. Zeitweise habe ich das Gefühl, mein Top könnte am Ende dieses Nachmittages die nächstgrößte Größe erreicht haben. Madame B., die neben mir im Rollstuhl sitzt, zieht fast pausenlos daran. Ich kann bitten und ihre Hand von meinem Hintern so oft lösen wie ich möchte - aufhören? Nicht doch. Derweil wechseln sich meine Damen beim Helfen ab, das klappt ganz gut. Nebenbei gebe ich noch Acht auf Monsieur D., der immer wieder von seinem Stuhl aufsteht und davon spazieren möchte. Er begibt sich unwissend und freiwillig in die Gefahr zu stürzen. Mehrmals muss ich ihn wieder "einfangen", um ein paar MInuten später wieder meine Pfannkuchen und Damen aus den Augen zu lassen.

Gegen 16 Uhr stehe ich immer noch an meiner Maschine. Estelle hat unterdessen schon mit zwei Krankenschwestern begonnen, Kaffee und Crêpes an die Altenheimbewohner zu verteilen. Nachdem ich später die Kleckereien von Marmelade und Zucker sowie das dreckige Geschirr beseitigt habe, kann ich mich mit Estelle in der Küche dem Säubern der Crêpes-Maschinen widmen. Madame B., die mir tatkräftig geholfen hat, trägt einen dünnen Verband am rechten Unterarm. Die Arme ist kurz an die heiße Herdplatte gekommen als ich mich einmal um Monsieur D. gekümmert habe. Von ihrem Missgeschick hat sich mir nichts gesagt, trotzdem tut sie mir ein wenig leid. Wer letztendlich den Crêpes-Wettbewerb gewonnen hat - Estelle oder ich - weiß niemand so genau. Damit geht auch der 6. Mai nachmittags für mich zuende.


Sonntag, 20. Mai 2012

La Pentecôte à Paris

Foto (c) weheartit.com
In den letzten Tagen war ich recht unruhig und ich hatte den Eindruck, dass meine To-Do-Liste länger anstatt kürzer wird. Ich kann auch sagen: In Topform war ich nicht. Mittlerweile weiß ich, warum ich diesen Durchhänger hatte. Es war ein Wunsch, der auf meiner Seele brannte und nach Erfüllung suchte. ein Wunsch, der schon über vier Jahre vorhanden ist.
Kaum hatte ich meine Zugtickets endlich in den Händen, merkte ich meine eigene Zufriedenheit und dass ich mich entspannte. Nächstes Wochenende kann mich alles und jeder einmal! Die Pfingst-Feiertage werde ich in Paris verbringen, die deutsche Freiwillige Anika aus Lyon wird mich begleiten.

Nächsten Freitagnachmittag wird mich ein TGV in nur wenigen Stunden in die französische Hauptstadt bringen. Dort möchte ich mit Anika natürlich Sight-Seeing à la Tour Eiffel machen, eine Kerze für meine Lieben in der Notre Dame anzünden, den Blick auf die untergehende Sonne vom Sacre Coeur genießen, Croissants essen, in einem der großen Kaufhäuser shoppen gehen und und und...

Bis Pfingstsonntag werden wir Paris unsicher machen, dann per Zug in einen Pariser Vorort fahren und uns mit einer anderen deutschen Freiwilligen, Hannah, treffen. Dienstagmittag wird es dann wieder zurück nach Paris gehen und mit dem TGV wieder nach "Hause".  Ich freue mich sehr auf die paar Tage und hoffe, dass das Wetter mitspielt.

Das ihr mir an Pfingsten nicht vergesst, weiterhin "SHERLOCK" zu gucken! Mich persönlich irritieren die deutschen Stimmen in der ARD Mediathek.

(La) Pentecôte - Pfingsten

Eure Lucie

Mittwoch, 16. Mai 2012

Ruckie. Lust. Shockerz.



The English Orginial Series 2 - "SHERLOCK"

"It's love, horror & thriller." (Benedict Cumberbatch)

Man liebt oder hasst sie, diese Serie. Wer zu denjenigen gehört, die wie ich die erste Staffel von "SHERLOCK" (BBC) geliebt haben, kann sich nun freuen: Endlich kommt die zweite Staffel der Erfolgsserie ins deutsche Fernsehen! Erstausstrahlung in Großbritannien, wie an den Trailern zu sehen, war der Neujahrstag. Den französisch sprechenden Holmes gab es im März bei mir zu sehen und neben etlichen anderen Ländern gab es die neusten Episoden bereits Anfang Mai in den USA zu sehen. Es ist also höchste Zeit, dass die deutsche Fassung über den Bildschirm flimmert. Und die hat es wahrlich in sich! Holt eure orangen shock blankets raus.

Die zweite Staffel konnte die erste Staffel im Vereinten Königreich sogar noch toppen. Das liegt natürlich an den herausragenden Darstellern, den wohl bekanntesten Holmes-Geschichten und einer Extra-Portion Spannung. 
Haupt- und Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch (35, "Third star", "Hawking", "Frankenstein") ist im Filmgeschäft gefragt wie nie, spielte in "Dame, König, As, Spoin", Steven Spielbergs "Gefährten" mit, wird in "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" gleich zwei Rollen übernehmen und ist derzeit in Los Angeles für Dreharbeiten von "Star Trek 2". Beim Voting der "100 einflussreichsten Persönlichkeiten" des TIME magazine's landete der Londoner unerwartet weit oben: Auf Platz 7 vor Barack Obama, Lady Gaga, Adele oder der Queen selbst.

Neben- und Watson-Darsteller Martin Freeman (40, BAFTA-Gewinner, "The Office")  konnte ebenfalls vermehrt mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und bekam u. A. die Hauptrolle des Bilbo Beutlins in "Der Hobbit - eine unerwartete Reise."

Schauspielerin Lara Pulver wirkt in der ersten Episode der neuen Staffel als "Irene Adler" mit und verkörpet damit the woman, der Holmes jemals Beachtung schenkte.

Schauspieler Russell Tovey wirkt in der zweiten Episode der neuen Staffel als "Henry Knight" mit und verkörpert damit den traumatisierten Klienten von Holmes und Watson.

Schauspieler Andrew Scott wirkt hauptsächlich in der letzten Episode der neuen Staffel mit, wieder als "James Moriarty", dem Wiedersacher von Holmes und Watson.

In der deutschsprachigen Staffel leiht übrigens wieder Tommy Morgenstern Mr. Holmes seine -  im Vergleich zum Orginal - unoriginelle Stimme. Sebastian Schulz leiht Mr. Watson seine deutsche Stimme.

SHERLOCK. IST. ZURUECK.: an Himmelfahrt und Pfingsten 2012:

17.05.2012 - ARD, 20:15 UHR -
"Ein Skandal in Belgravia"
("A Scandal in Belgravia")

27.05.2012 - ARD, 21:45 UHR -
"Die Hunde von Baskerville"
("The hounds of Baskerville")
 
28.05.2012 - ARD, 21:45 UHR -
"Der Reichenbachfall"
("The Reichenbach Fall")

Ob es eine dritte Staffel wird, entscheidet die letzte Episode.
Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.


FAZ Kritik:
"In der neuen Staffel kommt "Sherlock in Teufels Küche" (Spoilers!)
DVD-Extras:
"SHERLOCK (2) UNCOVERED" (nicht vor Pfingsten ansehen)
Alle Video-Links (c) YouTube.com

In diesem Sinne, freut euch auf die Feiertage und bleibt schön stayin' alive ;-)

Freitag, 11. Mai 2012

Der Sonne so nah

Paddington, der Bär;
Foto (c) privat
Kaum ist Hollande an der Spitze der französischen Politik, schon habe ich das Gefühl, die Welt bräche über meinem Kopf zusammen. Meine Gefühle fahren machmal wirklich Achterbahn. Nein, natürlich ist le président nicht schuld daran. Eigentlich wollte ich die verbleibenden Wochen in Frankreich ruhiger angehen, ein bisschen genießen – das Gegenteil ist tatsächlich der Fall.

Es gilt noch Einiges zu erledigen. Nächsten Montag kommt eine 32-jährige ehemalige Freiwillige aus Prag zu Besuch und muss natürlich irgendwo untergebracht werden. Am besten bei Emmanuel und mir im Haus! Emmanuel selbst wird sie nicht persönlich kennenlernen, weil er die nächsten zwei Wochen quer durch die Region fährt, um vier Bewerbungsgespräche wahrzunehmen. Anfang Juni möchte auch ich, natürlich gut vorbereitet, meine Universitätsbewerbungen abschicken. Unsere kleine Ganache müssen wir schweren Herzens in die Obhut anderer Hände geben und diese fürsorglichen Hände müssen erstmal gefunden werden. Im Juni nehmen Emmanuel, Daniel, David, ein paar andere Jungs und ich an einem zweitägigen Fußballturnier teil. Dafür müssen wir  körperlich natürlich in Topform sein! Die Jungs warten schon ein Jahr darauf und deswegen ist es nicht nur irgendein Fußballturnier.

Im „Maison Belot“ bereiten wir, also größtenteils Jean-Francois und ich, meine Schützlinge auf einen alljährlichen „Jeux Sportif“-Wettbewerb vor. Rund zehn Altenheime werden daran teilnehmen. Neben den spielerischen Aktivitäten wird noch ein Programm auf die Beine gestellt, in dem jedes Altenheim eine Performance abliefert. Das „Maison Belot“ wird das Lied „Douce France“ darbieten. Bevor es anschließend zum großen Mittagstisch geht, wird das Erinnerungsvermögen unserer Schützlinge auf die Probe gestellt. Die Erwartungen sind hoch, der Titel muss in diesem Jahr verteidigt werden. Mme Wallet wird eventuell wegen Terminen nicht dabei sein können, also werden Jean-Francois, Estelle, ich und Fatia mitfahren. Letztere wird mit Glück nächsten Montag, den 14. Mai, ihre Arbeit wieder aufnehmen. Große Hoffnungen kann man sich leider nicht machen!

Der „Service Civique“ von Emmanuel und mir wird auf einem Seminar von VISA in der Nähe von Colmar enden. In den Vogesen dürfen wir uns Ende Juni noch einmal über unsere Erfahrungen und Motivationen sprechen. Ein genaues Programm kann ich dem Infoblatt nicht entnehmen. Einen symbolischen Gegenstand aus unserem Freiwilligendienst sollen wir mitbringen. Hier die Eckdaten zum Seminar:

Beginn: Dienstag, 26. Juni 2012 um 18 Uhr im „La Champenoise“ im Vallée du Munster
Ende: Freitag, 29. Juni 2012 um 10 Uhr

Vor dem Seminar müssen wir allerdings das gesamte Haus sauber machen und alle unsere sieben Sachen in Koffer packen, weil am 29. Juni schon wieder neue Leute in Beaucourt einziehen werden. 

Im anbei verschickten Heftchen mit Briefen meiner Mitfreiwilligen, Fotos aus Sète und anderen Infos stehen auch relativ viele Namen derjenigen, die ihren Dienst aus privaten Gründen bereits im März beendet haben.

Achja, der „DJiA“-Fotowettbewerb für alle deutschen Freiwilligen mit dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst“ steht natürlich auch noch aus.

Mit dieser Informationsflut ist euch nicht klar geworden, warum dieser Blogeintrag „Der Sonne so nah“ heißt. Ganz einfach – hier gibt es sommerlich wechselhaftes Wetter. Mal 30°C, ohne Wind und praller Sonne bis in die späten Abendstunden. 30 Grad sind aber in den Bergen nicht gleich norddeutsche 30 Grad. Mal gibt es auf solches Wetter ein folgendes Gewitter und anschließend Dauerregen bei rund 8°C.

Mit diesen Wetteraussichten verabschiede ich mich von euch.

VORIGER BEITRAG: "25062012 - fünfundzwanzigster juno deux milles douze"
Tumblr: neue Fotos sind online! (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Eure Lucie

25062012 – fünfundzwanzigster Juno deux milles douze


Dieses Datum, der 25. Juni 2012, wird mein letzter regulärer Arbeitstag im „Maison Belot“ sein.

Am darauffolgenden Freitag, den 29. Juni 2012, wird mein Freiwilligendienst im Rahmen des französischen „Service Civique“ nach einem Abschlussseminar um 10 Uhr in Hohrodberg, nahe Colmar, zuende gehen.

Vertraglich gesehen wird mein Engagement in Beaucourt am Samstag, den 30. Juni 2012, aufhören. Da ich am Wochenende nicht arbeite, fällt dieser Tag weg.

15092012 – fünfzehnter September zweitausendzwölf


An diesem Tag im Herbst, den 15. September 2012, wird mein „Diakonisches Jahr im Ausland“ nach einem ein-wöchigen Rückkehrseminar der Länder Belgien, Schweden, Dänemark und Frankreich in Weimar endgültig vorbei sein.

Montag, 7. Mai 2012

La République a voté

"Le changement - C'est maintenant!"

Jetzt haben die Franzosen den linken Wandel mit Francois Hollande und die rechte LA FRANCE FORTE, also das starke Frankreich, mit Nicolas Sarkozy ist abgewählt.

Hollande (51,32%) und Sarkozy (48,68%)

Zum Glück wissen unsere französischen Freunde immer noch, wo links und rechts im Straßenverkehr ist. Bei den rasenden Journalisten mit Schutzhelm und Sturmhaube auf ihren Motorrollern gestern Abend in Paris, die beim Wahlspektakel zu sehen waren, war ich mir nicht ganz sicher. Allefalls fühlte ich mich an Prinzessin Diana erinnert, aber wer ist schon Prinzessin Diana, wenn man das neue Staatsoberhaupt der République live zur ersten Rede verfolgen kann?

Der Wahlkampf von Sarkozy und Hollande fand gestern bei den endgültigen Wahlergebnissen seinen emotionalen Höhepunkt. Mit Freudenschreien auf der einen und fließenden Tränen auf der anderen Seite. Ganz viel blau-weiß-rot. Fast so wie beim Fanfest einer Fußballweltmeisterschaft.

Es ist schon beeindruckend wie so eine Präsidentschaftswahl in Frankreich insziniert wird - wenn wir in Deutschland eine/n neue/n Bundeskanzler/in wählen geht es im Vergleich eher ruhig zu und vorallem werden Parteigenossen vor die Mikrofone geholt. Nicht so in Frankreich: Hier wird gezeigt wie der Sohnemann Thomas Hollande per Mobiltelefon seinem Vater gratuliert oder wie Hollandes Sohn mit Freunden den Triumph feiert.
Manchmal denkt man nicht, dass einige französische Wähler für einen Präsidenten gewählt haben - nein - sie wurden selbst zum Staatsoberhaupt ernannt. Auffallend ist, dass äußerst viele junge Franzosen auf den Straßen Paris das Wahlergebnis per Leinwand verfolgten und anschließend mit Musik und Alkohol feierten.

Während Francois Hollande sich noch nicht der Öffentlichkeit zeigte, trat der kleine Nicolas Sarkozy ein letztes Mal vor seine Parteifreunde, musste sich geschlagen geben. Mit seinen ersten Worten bat er das Wahlergebnis zu respektieren - Buhrufe! - Frankreich habe so gewählt und er wünsche seinem Nachfolger viel Glück....

Er wurde immer wieder von "Merci" und "Nicolas"-Rufen unterbrochen. Seit 2007 hatte Sarkozy viel Gutes für sein Land getan, hat die Anfänge der Finanzkrise erlebt und kennt Europas Probleme. Und Europa kennt ihn, zum Beispiel als "Merkozy".

Mit Francois Hollande betritt ein Mann das europäische Pakett der Politik, den es eigentlich nicht hätte geben sollen. Sein schneller Aufstieg wäre nie möglich gewesen, wenn Dominique Strauss-Kahn seinen Gelüsten hätte widerstehen können. Hollande wird sich mit der Eurokrise auseinandersetzen müssen als jemand, der weitestgehend unbekannt ist. Er übernimmt ein nicht beneidenswertes Amt. Nicht nur außenpolitisch werden nun Taten folgen müssen. Auch innenpolitisch gibt es viele Herausforderungen zu bewältigen.
Die meisten Franzosen werden Hollande nicht aus Überzeugung gewählt haben, sondern weil sie ihren alten Präsidenten loswerden wollten. Sarkozy, der Deutschland als "Ideal" sieht und dem "deutschen" Sparkurs nacheifert. Die Franzosen wollen keinen Sparkurs, obwohl ihre Schuldenlast schwer drückt. Francois Hollande will diese Schulden zum Beispiel mit einem Steuersatz von 75% für Reiche bekämpfen. Die Rentenreform soll rückgängig gemacht werden, das Renteneintrittsalter soll bei 60 landen. Zehn Prozent Arbeitslosigkeit macht nicht nur einer ganzen Einwanderergeneration zu schaffen, die in ihren Ghettos chillt und nicht den Hauch einer Chance auf dem französischen Arbeitsmarkt zu haben scheint.

Francois Hollande hat es geschafft die Mehrheit der Franzosen innerhalb kürzester Zeit zu mobilisieren und für sich zu gewinnen. Es wird sich zeigen, ob der Neue an der französischen Spitze sich auch in Euopa etablieren kann. "Vive le président!", solange er denn kann. 

In meiner Region konnte Hollande nicht alle Städte und Gemeinden von sich überzeugen. Schaut man sich die regionalen Prozentzahlen an, liegen Sarkozy und Hollande-Wähler nur wenige Kilometer von einander entfernt.



Regionen: 

Elsass - Hollande 35%, Sarkozy 65% (traditionell)
Franche-Comté - Hollande 49%, Sarkozy 51%
Jura - Hollande 49%, Sarkozy 50%
Le Doubs - Hollande 48%, Sarkozy 51%

Städte / Kommunen:

Belfort - Hollande 56,7%, Sarkozy 43,2%
Besancon - Hollande 59%, Sarkozy 40%
Pontarlier - Hollande 46,8%, Sarkozy 53,1%
Montbéliard - Hollande 54,8%, Sarkozy 45%
Beaucourt - Hollande 50%, Sarkozy 49%
Delle - Hollande 47%, Sarkozy 52%


Alle Prozentangaben & obiges Foto von L'Est Républicain (http://www.estrepublicain.fr)

Samstag, 5. Mai 2012

En fait, j`vais bien

Bitte fragt mich nicht, wo der April geblieben ist. Ich weiß es selbst nicht so genau. Es ist Mai, der Monat der (vielen) französischen Feiertage! I don't know how much time has past... aber sicher: 8 Monate sind nun hier in Frankreich vergangen und den Rest meiner verbleibenden Zeit lässt sich in Wochen und Tagen zählen. Normalerweise mache ich mir oft viel zu viele Gedanken über viele Sachen. Sei es ein verlorener Schlüssel, meine tägliche Arbeit, meine Zukunft als Studentin oder ....
Aber momentan geht es mir, ehrlich gesagt, einfach gut. Die Sonne strahlt wieder wärmend, ich gehe wieder laufen und den ganzen Rest drum herum vergesse ich mal kurz.

Auch das DJiA-Team hat uns Freiwilligen letztens per Mail geschrieben und einige Seminar-Fotos als Erinnerung online gestellt. Die Tage in Weimar und Eisenach kommen mir ewig vor und doch liegen sie gar nicht weit in der Vergangenheit.


Heute vor acht Monaten bin ich also fast bei null in Strassbourg angefangen. Nicht äußerlich, aber innerlich bin ich ziemlich gewachsen und das gilt es zukünftig weiterhin nach Außen zu tragen. Eigentlich bin ich auch stolz darauf. Ich bekomme jetzt von meinen Schützlingen immer öfter gesagt, dass ich bald gehen werde.

Während Estelle, Joelle im Urlaub sind und Madame Wallet abwesend ist bin ich allein im "Maison Belot" ohne Bezugsperson. Jean-Phillipe sagte es letztes Wochenende ganz richtig: "Mittlerweile bist du daran ja gewöhnt."


Vorgestern ist die schwer demente Mme B. von uns gegangen und ich bin glücklich darüber, dass sie im Tod ihre einzige Erlösung gefunden hat. Jetzt kann sie in Frieden ruhen und auf der zweiten Etage zieht Stille ein. Seit zwei Wochen war es in und vor ihrem Zimmer leiser geworden. Eines ihrer fünf Kinder war immer bis zum Schluss Tag und Nacht an ihrer Seite - ein Anblick, den man nur selten miterleben darf. Es muss schön sein, nicht allein zu sterben.

Ich lege euch noch einen neuen Blog-Eintrag ans Herz, der sich "Was heute schon für morgen tun" nennt und dessen Inhalt mir schon seit letzten Herbst durch den Kopf geht.

VORIGER BEITRAG: "Himmel, reiß auf"

Bisous, Lucie <3

Freitag, 4. Mai 2012

Was heute schon für morgen tun

Foto (c) Google Images
Diesen Blogeintrag möchte ich schon seit Herbst letzten Jahres schreiben, hatte aber nie wirklich Zeit dazu.
"Was heute schon für morgen tun."

Als sehr junger Mensch sehe ich mich in meinem Freiwilligendienst mit dem Alter konfrontiert. Dafür habe ich mich bewusst entschieden, weil ich diese Erfahrung gesucht habe.

Als ich im Herbst 2011 meine Arbeit im Altenheim aufnahm, hatte ich nicht wirklich eine klare Vorstellung davon, was mich erwarten würde. Ich habe Menschen kennengelernt, die mir ihre Lebensgeschichte erzählt haben wie ihre täglichen Wehwehchen. Seither habe ich jeden Tag mit Menschen zu tun, die von Krankheit, von Abhängigkeit geplagt sind oder im Rollstuhl sitzen - seien sie 60 oder 100 Jahre alt.

Fakt ist, mit jeder vergangenen Millisekunde werden auch wir älter. Oft bekomme ich Sätze zu hören wie "Dir geht es immer gut und dir ist nie kalt, weil du jung bist." oder "Ich bin so und so alt, da geht es einem nicht mehr blendend." Ich sage dann gern "In das Alter werde ich noch kommen, das wird alles noch kommen." und kalt ist mir nur nicht, weil ich mich mehr und schneller bewege als die Altenheimbewohner. Auch wenn ich es so locker mit einem Lächeln sage, immer geht es auch mir nicht gut. Aber es würde einfach nicht in die Animationsatmosphäre passen, wenn es mir nicht gut ginge und diese Tatsache noch auf die Laune der Bewohner schläge.

Die Frage ist, wie wir mit dem Älterwerden, den Alterserscheinungen und dem Ende unserer Selbstständigkeit umgehen. Die Zeit als Rentner oder Rentnerin kann eine wundervolle Lebenszeit sein, falls man gesund bleibt. Natürlich kann man einige Krankheiten wie z.B. Alzheimer nicht aufhalten, auch wenn die medizinischen Voraussetzungen immer besser werden werden. Aber wollen wir einen medizinisch am Leben erhaltenen Körper mit einem Kopf, der ohne Erinnerung ist? Oder einen funktionierenden Kopf, aber körperlich an einen Rollstuhl angewiesen sein? Ich weiß darauf keine Antwort, aber ich frage mich, was kann ich schon heute als junger Mensch vorbeugend tun, damit sich Krankheit im Alter möglichst verzögern lässt.

Wir könnten mehr Sport treiben. Die reifere Generation von heute hat merkliche Probleme mit der Fortbewegung. Wie wird es in Zukunft sein, wenn wir unser Berufsleben und auch zunehmend unser Privatleben sitzend verbringen? Die moderne Gesellschaft ist zu bequem und dabei verlangt unser Körper nach wie vor nach Bewegung.
Wir könnten gesünder essen und weniger Giftstoffe wie Zigaretten, Alkohol oder andere Drogen zu uns nehmen. Eine ausgewognene Ernährung ist wichtig, das weiß jedes Kind. Trotzdem haben Werbung o.Ä. enormen Einfluss auf unseren Konsum. Auch weil wir vermehrt allein essen (vor dem TV, PC o.Ä.) und nicht in Gesellschaft. Es stellt sich oftmals kein Sättigungsgefühl mehr ein. Wir sollten bewusster essen, ohne jegliche Ablenkung. 
Wir könnten über unsere Schullaufbahn und Berufsleben hinaus mehr für unser Gedächtnis tun. Gehirn-Jogging oder Sudoku zum Beispiel. Wir müssen unseren Kopf so lange wie möglich trainieren, damit wir lernfähig gerade im Alter ab 40 bleiben.

Können wir uns irgendwie darauf vorbereiten, ab einem bestimmten Zeitpunkt mehr Unterstützung in Anspruch nehmen zu müssen? Unser bisheriges Leben in die Hände anderer Menschen zu geben, wenn wir es allein nicht mehr bewältigen können und trotzdem damit glücklich werden? Wer und wie sollen diese Menschen zukünftig mit uns in Pflegeeinrichtungen umgehen?

Fakt ist, dass "SOZIALE BERUFE kann nicht jeder" eine Aussage mit hohem Wahrheitsgehalt ist. Fakt ist aber auch, dass die Altenpflege zu unattraktiv für jüngere Generationen ist, wenn man so will. Deswegen gibt es einen Personalmangel, der eigentlich nicht sein darf. Dieses Defizit muss dringend behoben und thematisiert werden.