Sonntag, 27. November 2011

Advent, Advent..

ein Lichtlein brennt!

Foto (c) privat

Ich wünsche euch einen wunderschönen, ersten Advent.
Gestern war ich auf einem französischen Weihnachtsmarkt,
den „lumiéres de Noel de Montbéliard“.

Beiträge zum Nachlesen:


Dienstag, 22. November 2011

„A great all-together“

Foto (c) Google Images
Ende November: Im Radio läuft “Last Christmas” und langsam aber sicher wird alles weihnachtlich geschmückt. Für die Adventstage habe ich mit Estelle angefangen, Engel zu basteln. Jetzt haben wir einen Engel mit heller Haut und einen anderen Engel mit blauen Augen, blonden Haaren und schwarzer Haut. Fatia kommentierte das Kunstwerk von Estelle wie folgt: „C’est mon cousin!“ („Das ist mein Cousin!“) – daraufhin ließ sie sich etwas anderes, weitaus Schöneres als Adventsdeko einfallen. Ihr Elan fasziniert mich immer wieder und steckt mich an. Manchmal hat Fatia eine Art „Rausch“ und zack, zack sind zwei Schränke aufgeräumt und der Müll aussortiert. Mit mir hat sie endlich wieder jemanden, der ihr ihre Leistung bestätigt.

Dienstagnachmittag stand folgende Frage im Altenheim: Wer macht die schöneren Crêpes? Fatia oder Estelle und Lucie? An der Raclette-ähnlichen Maschine habe ich schnell gelernt und geschmeckt haben die Pfannkuchen am Ende natürlich auch!


A great all-together“ – gemeint ist damit der Gitarrist von Clarika, einer französischen Sängerin. Die 44-jährige spielte ein Konzert in Beaucourt, das ich mit Jean-Francois besucht habe. Da er die Tickets gewonnen hatte, musste ich keine 19 Euro zahlen. Gut zwei Stunden sang die Sängerin über kleine Geschichten des Lebens und las zwischen durch einige Texte vor. Der Wechsel zwischen Singen und Lesen ist bestimmt nicht einfach. Das intime Konzert in dem kleinen Saal war gut, aber erst als Clarika ein englisches Lied sang, kam Stimmung auf. Komisch, bei dem Akzent?! Ich fand es lustig. Am Ende konnten ihre eingefleischten Fans ganze vier Zugaben erklatschen.

Eure Lucie

Sonntag, 20. November 2011

„La Lucie a vu des Alpes!“

Foto via V350 Smartphone; privat
Über Stock und über Stein, da fall ich nicht ins Loch der Grotte rein! Mitte November, die Sonne versteckt sich nach zwei Tagen hinter den Wolken und ich bin lost – nicht ganz. Mein Handy und Emmanuel sind bei mir. Wir sind im Wald, irgendwo zwischen Exincourt und Dasle.

Dass es hier Grotten gibt, haben wir auf Infotafeln im Wald gelesen. Davon gab es alle paar Meter welche, einige über Grotten, einige über Tiere und andere über Bäume. Manu hat sich einen Spaß daraus gemacht alles laut vorzulesen. Damit haben wir wohl Spaziergänger und Jogger verstreckt.
Foto via V350 Smartphone; privat

Auf dem Hochsitz des Försters haben wir uns über Sprachen in Bezug auf die französische Arbeitswelt und den Service Civique unterhalten. Oder einfach nur geschwiegen und die Natur genossen. Das grüne Moos, für das sich Manu so begeistern kann beispielsweise, und die Stille. Nach 18 Kilometern haben wir Beaucourt wiedergefunden. Wer viel isst, muss sich auch viel bewegen.



13:30 Uhr – Jean-Francois packt seinen Rucksack. Er will mit Manu und mir einen Ausflug machen. Der ehemalige Feuerwehrmann freut sich über die Abwechslung. Mit Katinka, Katherina und Annika (meinen Vorgängerinnen) hat er schon oft Ausflüge gemacht. Diesen Sonntag macht er sich also mit Emmanuel und Lucie auf den Weg. Mit dem Berlingo des „Maison Belot“ fuhren wir zuerst nach Seloncourt, der Stadt, in der Jean-Francois aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Sechszehn Kilometer von Montbéliard entfernt liegt der Ort Pont de Roide. Da Pont de Roide im Tal liegt und quasi von Bergen umschlossen ist, haben wir uns die Hänge nur so hochgeschraubt – auf einer schmalen Straße, immer am Abhang entlang. Die Berge waren sicherlich höher als in Pontarlier. Zumindest hoch genug, um mir im Auto Angst zu machen. Dafür lohnte sich jedoch der Ausblick, als wir oben an der militärischen Befestigungsanlage ankamen. Auf dem Parkplatz kamen uns gleich drei Soldaten mit Gewehren entgegen. Zum Glück schossen sie nur mit „Paint Ball“-Farbpatronen.

Anschließend ging es die kurvige Straße wieder hinunter und weiter nach Saint Hippolyte, das am Doubs liegt. Jean-Francois wollte uns die Stiftkirche aus dem 14. Jahrhundert zeigen, in der 34 Jahre lang das Grabtuch Jesus‘ aufbewahrt wurde. Woher ich das weiß? Jean-Francois kennt die Gegend wie seine Westentasche und drückte mir in der Kirche ein deutsches Infoblatt in die Hand. Der Zahn der Zeit hat natürlich auch schon an den naheliegenden Häusern genagt.

Am späten Nachmittag erreichten wir das Dorf Montjoie-le-château. Mit 26 Einwohnern ist das Dorf im französischen Jura recht übersichtlich. Sehenswert an diesem Fleck Erde sind die Überreste des Schlosses, die sich gut einen Kilometer Luftlinie von der Schweiz entfernt befinden. Neben den Überresten steht eine Kapelle, klein und gut erhalten. Jean-Francois hat in dieser Kapelle geheiratet. Um uns all das in Montjoie zu zeigen, kamen wir per Auto nicht weiter. Also stiegen wir zu Fuß einen Hang hinauf!

Das letzte Ziel unseres Ausflugs lag in der Schweiz. Bevor wir die Grenze passierten, hielten wir irgendwo an. Mit dem Fernglas konnten wir in der Ferne die schneebedeckten Alpen sehen.

Jean-Francois, dessen Vater aus Bern stammte, wollte uns unbedingt den Weihnachtsmarkt im schweizerischen Porrentruy zeigen. Leider fanden wir keinen Parkplatz und so fuhren wir wieder nach Frankreich.





Fotos (c) Google Images
Lieben Gruß, Lucie

Freitag, 18. November 2011

Je suis chef

Fatia im Urlaub und der „Laden“ läuft. Unglücklicherweise ist dem nicht so. Estelle arbeitet am Wochenende und kaum werktags. Wenn Fatia im Urlaub ist bedeutet das, dass ich vieles alleine machen muss.

Beim Frühstück mache ich mittlerweile einen ganzen Flur komplett alleine,  mit oder ohne Infektionsgefahr. Als Filo letztens kam, meinte sie ich sei „chef“, weil ich schon weit gekommen war. Ich bin also chef bei den jeux sportifs, bei der wöchentlich anfallenden Wäsche, bei der  Vorbereitung der Geburtstagsdekoration mit den Altenheimbewohnern, beim Singen und bei der Maniküre.

Momentan sind noch zwei von insgesamt drei Bewohnern im Krankenhaus. Madame V. ist diese Woche wieder gekommen – im Rollstuhl und nicht wie vorher zu Fuß.

National³


11/11/11
Waffenstillstandstag. Der zweite freie Tag von insgesamt neun französischen Feiertagen, die ich während meines Freiwilligendienstes miterleben darf. Alles steht mal wieder still, nicht ganz. Ich habe mich hingesetzt und einige Blog-Updates vorgenommen.


So hat die Kategorie „VISA“ oben im Menü endlich einen Inhalt bekommen – für alle die gerne mehr über meine Gastlandorganisation wissen möchten oder planen, ein Jahr im Ausland zu verbringen.

In der Kategorie „Fotos, Zitate und Videos“ gibt es ein paar neue Fotos von mir und ein Arc en Ciel-Video zu bestaunen.

Unter „Sonstiges“ finden sich ab sofort diverse Informationen zu Beaucourt, meiner französischen Region, Arc en ciel, Steckbriefe zweier meiner Bezugspersonen und vieles mehr.
Ich denke, für jeden ist etwas dabei. Ein bisschen zum angucken, durchlesen und informieren!


Anlässlich meiner zwei Monate, die ich schon in Beaucourt bin, hatte ich Lust etwas Allgemeines zu schreiben – die National³.


(Klicke auf die jeweilige Flaggenfarbe, um zum Beitrag zu gelangen!)

Viel Spaß,
eure Lucie

P.S.: WEITERSAGEN: Die Infotage für den neuen Freiwilligenjahrgang laufen! 11 Infotage sind schon vorbei, 17 kommen noch in den nächsten Wochen. Bewerbungsschluss ist der 15. Dezember 2011. Bitte weist alle Interessierten auf das DJiA und die Infotage hin - wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbung!

Samstag, 12. November 2011

National³: Sprache

Als ich mich für ein Auslandsjahr in Frankreich entschieden habe, hatte ich ganz schön Schiss vor der Sprache. Ich habe zwar sieben Jahre lang guten Französisch-Unterricht in der Schule genossen, aber die englische Sprache wäre mir doch lieber gewesen. Immerhin kann ich mich sehr gut auf Französisch über Integration und Drogen unterhalten. Vor meiner Abreise habe ich mich u. A. grammatikalisch vorbereitet, trotzdem fehlte es mir an alltäglichen Vokabeln.

Strasbourg – die erste Woche in Frankreich und ich fand, dass ich der französischen Sprache noch nicht gewachsen war. Ich verstehe sehr gut, das Sprechen bereitet mir mehr Schwierigkeiten. Das ist bei jeder Fremdsprache so, denke ich. Grundsätzlich verstehe ich selbst nach zwei Monaten nicht jedes einzelne Wort. Schon gar nicht, wenn Franzosen unter sich sind. Denn in solchen Situation sprechen sie sehr schnell und ich komme nicht hinterher. Bei allem, was mich nicht direkt betrifft, höre ich nur mit einem Ohr hin. Sonst wird es zu anstrengend.

Beaucourt – alles, was ich jemals ordentlich und grammatikalisch gelernt hatte, kann ich getrost vergessen. Franzosen sprechen so wie ihnen die „Schnauze“ gewachsen ist, die Grammatik wird zur Nebensache. Ein Indiz dafür, dass ihnen ihre eigene Sprache zu kompliziert ist ;-)
Dazu kommt, dass Franzosen  vorne und hinten sämtliche Buchstaben „verschlucken“.
Wenn ich überlege, was ich eigentlich bisher dazu gelernt habe, fällt mir spontan gar nicht viel ein. Außer, dass es gar nicht mal so schwer ist. Mit meinen ausbaufähigen Sprachkenntnissen komme ich gut durch den Alltag, ich kann mich ausdrücken und verstehe, was von mir gewollt wird. Vieles ist gar nicht mal so anders, nur eben übersetzt.

„Das macht nichts.“
=
« Ca fait rien. »



„Weißt du was?“
= « Tu sais  quoi? »



„J’ai pas encore recu d’argent.“
(grammatikalisch richtig ist: « Je n’ai pas encore recu d’argent. »)
=
„Ich habe noch kein Geld
bekommen.“


„T‘as fermé la porte?“
(grammatikalisch richtig ist: « Est-ce que tu as fermé la porte? »)
= „Hast du die Tür verschlossen?“

Komplizierter ist ein allerseits beliebtes Gesprächsthema – das Wetter.

„Es ist schön.“
= « Il fait beau.»
(1-zu-1-Übersetzung: „Es/Er macht schön.“)

In den ersten Wochen fanden viele meinen deutschen Akzent lustig. Ich kann mich leider nicht selbst hören. Das will ich auch nicht. Lustig heißt im Französischen „marron“ oder „rigolo“.

„Marron“ bedeutet aber auch die Farbe braun und eine Frucht, die ich mir bis heute nicht übersetzt habe.

In Frankreich gibt es für jedes Wort eine eigene Bezeichnung. Während die deutsche Sprache immer mehr eine Mischung Deutsch und Englisch (Denglisch) wird, finden sich äußerst selten englische Wörter im Französischen. Ausgenommen zum Beispiel die verkürzte Version von „chaussures“ („Schuhen“), „shoes“…. Ich dachte einmal, dass das Salatdressing ein allgemeingültiges und bekanntes Wort ist. Nicht so in Frankreich. Ich frage nach dem Dressing des Salats und Emmanuel verstand nur Bahnhof, weil „dressing“ irgendwas mit der Wäsche zu tun hat. So sitzen wir ab und zu beim Essen und reden aneinander vorbei, das ist schon  lustig.

Leider komme ich fast nie dazu mir neue (mir fremde franz. Wörter) aufzuschreiben und sie so leichter zu lernen.

National³: Essen

Das Essen in Frankreich ist gut. Generell nimmt das Essen täglich mehrere Stunden in Anspruch und nicht nur in meiner Region isst man sehr gern. Franzosen essen sehr viel und täglich zweimal warm, aber dafür fettarm und ausgewogen.

Das Frühstück: Auch in unserem Nachbarland ist die Weisheit „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ bekannt. Entgegen dieser Aussage fällt das petit déjeuner (Frühstück) eher mager aus. Der Kaffee, Tee oder Kakao wird immer mit Zucker aus einer bol (Schale) getrunken. Dazu gibt es entweder Toastbrot oder Baguette mit Marmelade oder Honig. Je nach Vorliebe gibt es natürlich Zwieback oder Cornflakes.
Ich persönlich habe mein Müsli an Werkstagen irgendwann eingestellt, weil ich gemerkt habe, dass ich dadurch ein paar Minuten mehr Schlaf bekomme und mein Körper einfach kein Frühstück braucht.


Das Mittagessen:
Die wichtigste Mahlzeit des Tages war und ist meines Empfinden nach zu urteilen das Mittagessen. Ich esse – pünktlich um 12 Uhr, nicht früher oder später! - auf der Arbeit, aber es ist wohl allgemein gültig, dass die französische repas aus mehreren Gängen besteht. Als Vorspeise gibt es immer etwas Kaltes, meistens Gemüse. Die warme Hauptspeise besteht aus einer grün-gelb-roten Mischung mit Baguette. Von Kartoffelauflauf, Fisch bis Cordon Bleu ist da so ziemlich alles dabei. In Frankreich esse ich sowieso fast alles, weil ich den Speiseplan oft sprachlich nicht übersetzen kann und von den zwei Auswahlmöglichkeiten am Mittag nicht selten das unbeliebtere Gericht auf dem Teller habe. Zum dessert (Nachtisch) gibt es entweder Früchte, Joghurt oder ein Stück Torte.



Das Abendessen:
Zu Abend essen Emmanuel und ich, wenn möglich, zusammen im „Maison Blanche“. Eigentlich um 18 Uhr, aber wir haben schnell gemerkt, dass 18:10 Uhr auch ausreicht. Schließlich haben die Altenheimbewohner im Speisesaal nebenan Vorrang. Wir besorgen uns dann Geschirr, Besteck, Getränke, Baguette und Serviette selbst, manchmal ist der Tisch aber schon für uns gedeckt oder wir bekommen unser Essen serviert. Nach den ersten drei Wochen Wassertrinken war Limonade einfach wunderbar! Beim dîner (Abendessen) gibt es nicht drei Gänge sondern fünf. Als Vorspeise gibt es immer eine Suppe, Kartoffelcreme-, Pilz-, Lauch- oder Spargelsuppe – ohne Spargel und Klöße. Den Teller putzt man, nachdem man aufgegessen hat, mit dem pain (Baguette) sauber. Mit dem Brot kann aber auch prima der hungrige Magen gestopft werden, falls das Abendessen mal nicht so lecker sein sollte.
Als Hauptspeise gibt es so ziemlich alles. Hawaii-Toast, Rührei, Würstchen, Nudelgerichte, Schweinebraten, Fisch, Ravioli, gemischte Salate, Gulasch, Spinat, Pizza usw. Im „Maison Blanche“ gibt es relativ oft Kartoffelpüree oder Schinken zu verschiedenen Gerichten. Als Nachtisch gibt es Joghurt, Früchte, Apfelmus, Kekse oder auch ein Stück Torte. Anschließend gibt es noch die Käseplatte und einen Kaffee. Besonders am Sonntag, das ich habe schon mehrmals in meinen Beiträgen erwähnt, gibt es wöchentlich etwas sehr Feines. Diesen Unterschied kann man gar nicht so richtig beschreiben, aber er ist definitiv da. Das dessert beispielsweise hat sonntags fast „Restaurant-Charakter“, würde ich behaupten. Selbst wenn man überhaupt keinen Hunger mehr verspürt und eigentlich schon gegangen ist, kommt der Küchenchef hinter einem hergelaufen und drückt einem das dessert in die Hand – für später.

Franzosen und ihr Essen sind meinen Erfahrungen nach erstaunlich. Am Anfang wurde Emmanuel schief angeguckt, weil er als Franzose keinen Käse ausstehen kann. Wer in Frankreich nicht ordentlich isst oder gar Vegetarier ist, ist nicht normal. Glücklicherweise bin ich weder Veganer, Allergiker oder so etwas. Höchstwahrscheinlich bin ich nur eine deutsche Gourmandise mit einem Hang für Schokolade und Opas Kartoffeln, von denen die französischen pommes de terre Meilen weit entfernt sind! Die Magersuchtsrate in Frankreich ist dagegen hoch. Ich denke, der Beruf des Kochs / der Köchin hier mehr oder weniger angesehen ist. Aber wenn jeder Franzose um die Hälfte weniger essen würde, ginge es Afrika um einiges besser. Das wollte ich mal gesagt haben, weil ja, ich denke an Afrika.

Alle Fotos (c) privat via V350 Smartphone

Bon App, Lucie

National³: Fernsehen

Foto (c) Google Images
Zehn Monate Frankreich – zehn Monate ohne Fernsehen? Denkbar, aber nicht möglich. In unserer Wohnung haben wir einen kleinen Fernseher für den man einen Empfangsender oder-ich-weiß-nicht-wie-das-heißt Ding braucht. Anfangs konnten wir per Antenne nicht viele Sender empfangen. Einen Musiksender, einen Kinderkanal und France 2 bis France 8. Ehrlich gesagt, gibt es nur France 2 bis France 4 und France O oder so ähnlich. Es gibt zumindest viele und ich fand es lustig, das so zu beschreiben ;-)

Das deutsche Fernsehprogramm hat bekanntlich nicht den besten Ruf und dem französischen Programm geht es nicht besser, wenn nicht gar schlechter mit definitiv zu viel Werbung. Zum Beispiel gibt es die Sendung „N’oubliez pas des paroles“, die „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ähnelt. Dort wird man nicht zum „Nouvel star“ (das franz. Pendant zu DSDS), aber man singt Karaoke, muss fehlende Wörter in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ersetzen und gewinnt am Ende mit Glück Geld.
„L’école des fans“ ist das franz. Pendant zu „Kinderquatsch mit Michael“ [Sprachfehler meinerseits damals: „Kinderkwatsch“]. Diese Sendung gucken wir relativ häufig, weil es einfach zu süß ist und amüsant wegen den Eltern, die mit ihren Kameras im Publikum sitzen. Der kleine Noé hat es mir angetan.

Auf der Arbeit läuft ständig der, neuerdings Flachbildschirm-, Fernseher. Da gibt es täglich die Talkshow „Toute une histoire“ und natürlich die unglaublich theatralische Serie „Amour, beauté & glamour“. In dieser Serie geht es des Öfteren um Mord und Totschlag und ich frage mich, ob das tatsächlich ein gutes Fernsehprogramm für meine Damen ist…

Emmanuel guckt in der Mittagspause immer „Friends“. Natürlich übersetzt, nicht das englische Original. Im französischen Fernsehen wird alles übersetzt/untertitelt, das nicht annähernd Französisch klingt. Dasselbe gilt selbstverständlich für animierte Kinder-Serien. Ich kann leider keine eigenständige französische Fernsehproduktion nennen, ich bin mir nicht mal sicher, ob es die gibt.

Worüber Emmanuel und ich wirklich lachen können, ist „Samantha Oups“. Eine Comedy-Serie, die sich eigentlich über Blondinnen lustig macht. Da ich selbst eine bin, verwundert es vielleicht, dass ich darüber lachen kann. Ich weiß selbst nicht so genau, warum. Entweder ist es Chantal oder diese Rassel im Hintergrund.

Enttäuscht bin ich von den französischen Nachrichten. Die scheinen keine festen Sendezeiten zu haben. Nur mit Glück stoße ich nachmittags auf Finanzkrise, Sarkozy, Angela Merkel & Co.
In Deutschland gibt es täglich mehrere Nachrichtensendungen auf öffentlich-rechtlichen oder Privatsendern. Hier beginnen die meist sehr alten, übersetzen Spielfilme um 20:35 Uhr und davor gibt es keine Nachrichten. Stattdessen gibt es „Le ciné du comité“ mit zwei bis drei lustig anmutenden Kurzfilmen z.B. mit Robin Hood oder Hitler.


Mittlerweile haben wir eine bessere Antenne und können mehr Sender empfangen. Mir fehlt zwar noch Canal+, aber wenigstens gibt es jetzt „Twilight“, „Die Simpsons“, „Smallville“ oder ARTE. Ich persönlich bin nicht der TV-Freak hier im Haus, das ist dann doch eher Emmanuel.


Videos (c) Youtube; Dailymotion

Donnerstag, 10. November 2011

"Je m'appelle TinTin"

Morteau, France; Foto (c) privat
In den letzten, sagen wir, vierzehn Tagen hat sich die Landschaft hier ganz schön verändert. Die hübschen bunten Blätter, die zuvor die Wälder haben so schön aussehen lassen, sind fast vollständig runtergefallen. Das heißt, dass die Farbenpracht jetzt verteilt auf dem Boden liegt. Mein Garten..zumindest unser Garten, diese Rasenfläche vor unserem Haus ist zur Hälfte in orange getaucht und den alten Baum fröstelts.
Beaucourt hat noch keine Minusgrade, aber die Zeichen stehen auf Winter. Der häufige, dichte Nebel könnte einem fast Angst machen. Man sieht sich einer weißen Wand gegenüber stehen, ist froh, das Nachbarhaus noch zu sehen und dass der Nebel vor der eigenen Haustür halt macht.

Diese herbstlichen Wetterverhältnisse brachte uns letztes Wochenende dazu ins Kino zu gehen. Da Emmanuel und ich nicht wussten, wann welcher Film läuft, sind wir nachmittags hingefahren. Es schien du monde (die Welt) an dem Samstag ins Kino zu gehen. Neu für mich war allerdings, dass man während der Vorstellung weder Popcorn noch ein koffeeinhaltiges Getränk zu sich nimmt. Einerseits weil es zu teuer ist, andererseits weil Popcorn viel zu viel Lärm macht und man lieber in Ruhe den Film gucken möchte...aha!
Wir entschlossen uns das neuste Abenteuer von TinTin "Le secret de la Licorne" ("Das Geheimnis der Einhorn") [ Kinotrailer: deutsch | französisch ] zu sehen.
Fragt mich nicht, warum "Tim & Struppi" im Deutschen anders heißen als das Original. Der Film an sich ist meiner Meinung nach gut animiert, teilweise etwas unrealistisch und das Drehbuch stammt von Steffen Moffat, der auch "SHERLOCK" (BBC/ARD) geschrieben hat. Ich kann mich also nicht beschweren, aber ich habe mir von Emmanuel sagen lassen, dass der Film ganze drei TinTin-Bücher durcheinander würfelt.

Nach dem Wochenende erwartete mich eine kuze, aber arbeitsintensive Woche mit Infektionsgefahr. Montag haben Fatia, Estelle, einige Altenheimbewohner und ich im "Maison Blanche" zu Mittag gegessen. Christine und Emmanuel haben sich als Gastgeber natürlich mächtig ins Zeug gelegt, aber den kleinen Wettbewerb bei den jeux sportifs am Nachmittag hat das "Maison Belot" trotzdem für sich entschieden. Aufgrund meiner wöchentlichen, sportlichen Anleitung blieb uns auch nichts anderes übrig als zu gewinnen. Dienstag war dann alles umgekehrt. Christine, Maryline, Emmanuel und einige Altenheimbewohner des "Maison Blanche" aßen bei uns und am Nachmittag hat uns ein französisch-italienischer Chor aus 39 Leuten unterhalten - mehr oder weniger. Die Dame mit den pink-gelockten Haaren war sehenswert!

Mittwoch gab es neben der linge (der Wäsche zum Markieren) selbstgemachte pain d'epices (Lebkuchen) zum Kaffee serviert. Ich mag es, wenn wir gemeinsam mit den Altenheimbewohnern backen. Nebenbei lerne ich neue, nützliche Vokabeln. Lebkuchen sind übrigens Emmanuels liebstes Gebäck, habe ich festgestellt. Donnerstag gab es meine zweite Animation "Colliers avec Lucie". Fatia und ich teilten unsere Animationen in zwei kleine Gruppen auf, was wir noch nie vorher gemacht haben. Meine Armbänder à la Lenste gefiel den Damen aus meiner Gruppe, aber auch dem Personal. To be continued...

Video: "Paradise" - Coldplay

Liebste Grüße, eure Lucie

Mittwoch, 2. November 2011

Allerheiligen „Wachsst-tete“

Foto (c) Maison Belot; privat
Franzosen und Feiertage – Franzosen lieben ihre Feiertage. Ich stelle mir wirklich die Frage wie soziale Einrichtungen an franz. Feiertagen funktionieren. Scheinbar arbeitet niemand, aber auch wirklich niemand. Die zweite Frage, die sich mir stellt: Warum nutzt Frankreich seine Feiertage nicht, um die Wirtschaft anzukurbeln? Alle Geschäfte sind geschlossen,  alle potenziellen Konsumenten auf den Beinen und möglicherweise in Kauflaune. Alle Franzosen? Nein, da muss man drei Gruppen unterscheiden. Einige Franzosen nutzen ihre freie Zeit für Gartenarbeiten oder Ausflüge mit der Familie. Andere Franzosen bleiben bis mittags im Bett und schlafen einmal richtig aus. Und wieder andere bilden die Minderheit der Ich-arbeite-am-Feiertag-Franzosen. Mir persönlich wurde ans Herz gelegt, ich möge am 1. November (Allerheiligen) bitte nicht zur Arbeit erscheinen und mir am besten noch einen Urlaubstag für ein verlängertes Wochenende nehmen. Letzteres habe ich dankend abgelehnt, ich denke schließlich an meinen Weihnachtsurlaub.

Momentan, es mag an der Zeitumstellung liegen oder nicht, ist es hier für November viel zu warm, morgens viel zu hell und am frühen Abend viel zu früh dunkel. Die Arbeit läuft gut, wir sind wie eine kleine Familie. Manchmal spricht Fatia so schnell, dass keiner sie versteht. Da fragt dann ein Altenheimbewohner „Qu’est-ce que tu as dit?“ (Was hast du gesagt?) und sie muss sich wiederholen. Aber ich, ich verstehe meistens, was Fatia will. Ich verstehe aus Prinzip. Es geht darum die Schlagwörter zu verstehen, nicht jedes einzelne Wort. Das ist selbst für mich zu schnell. Den Rest kann man sich zusammenreimen.

Ein Beispiel: Madame K. – à la fin – clé USB -  Estelle – Mercredi
à Die Fotos von Madame K. waren ganz hinten auf dem USB-Stick von Estelle, der ihr gehört und den sie am Mittwoch braucht. Du kannst ihn noch nicht nehmen. So einfach ist das!

Letztens bat sie mich die crayons gras (Wachsstifte) zu holen. Leider wusste ich nicht, dass es sich um Wachsstifte handelte und wir kamen irgendwie dazu die franz. Wachsstifte ins Deutsche zu Übersetzen. Aus deutschen Wachsstiften wurden „Wachsstufte“ und „Wachsst-tete“. Selbst nach mehrmaligem Korrigieren, hatte sie die Aussprache nicht drauf. Stattdessen lachten wir darüber und Fatia betonte „J’apprends“ (Ich lerne).

Nach fast zwei Monaten wachsen wir Zwei richtig zusammen. Mittlerweile sind wir Mädels im „Maison Belot“ auch nicht mehr einsam und allein. Bastien, Student aus Belfort, ist jetzt der Hahn im Korb. Den Blick, den Fatia mir zuwarf, hättet ihr sehen müssen ;-)