Montag, 30. April 2012

From London with love

London 2010; Foto (c) privat
City Of London - 2012 ist die britische Hauptstadt hauptsächlich geprägt von den sommerlichen Olympischen Spielen und nicht nur von einer multikulturellen Gesellschaft, den Royals, Millionen von Touristen, einer 24/7 Rast- und Schlaflosigkeit und erleuchteten Sehenswürdigkeiten.

Acht Jahre, Papa, hast du in dieser Metropole gelebt und gearbeitet - meistens allein, ohne deine Großfamilie.London wurde zu unserem zweiten Zuhause, wenn die anderen und ich dich per Flugzeug oder per Auto besuchen kamen. So rast- und ruhelos wie diese Stadt warst auch du an so manchen Wochenenden.

Acht Jahre sind nicht zehn Monate im Ausland und doch glaube ich in etwa nachempfinden zu können, wie du dich in Großbritannien gefühlt hast. Heute verstehe ich die Bedeutung des "Nicht Daseins" besser als früher. Als du auf die Insel gingst waren wir, deine Kinder, noch recht jung und Mama auf einmal ganz allein mit der Rasselbande. Während wir in der Pubertät waren haben wir uns daran gewöhnt, dass Papa nur am Wochenende da ist. Wochenende sind bis heute ungerechterweise noch ziemlich kurz und nicht immer einfach, wenn man aus einer Stadt wie London in eine Kleinstadt bei Hamburg zurückkommt.

In den Anfangsjahren existierte kein mobiles Internet, kein Skype, keine Smartphones wie sie heute fast jeder hat und es tut mir immer noch leid, dass ich mich nicht öfter telefonisch gemeldet habe. Bald dreht sich deine Uhr wieder nur nach deutscher Zeit, nachdem du so so viel von London aus mit der ganzen Welt zusammengearbeitet hast.
Traurig waren wir darüber alle ein wenig, aber die tolle Zeit auf der Insel abseits deiner Arbeit kann uns keiner nehmen.

Natürlich habe ich bei meinen unzähligen London-Besuchen nicht das wahre englische Leben erfahren dürfen, nahe des London Eyes in the heart of the city, aber ich habe dieses Land und sein Volk lieben gelernt. Von der Sprache über den Humour bis hin zur Musik und Fernsehserien. Das kann mir persönlich niemand mehr nehmen. Es ging ja sogar soweit, dass ich einen Freiwilligendienst in England machen wollte. Bei uns zuhaus´ ist ziemlich viel pretty British - vom Bierglasuntersetzer bis hin zur Union Jack am Kühlschrank. Auch das wird bleiben - mit allen Erinnerungen. Das, was London mit mir gemacht hat, muss Paris sich noch hart erarbeiten.

Ich persönlich finde, Hamburg hat ziemlich viele Reize. Ich würde mich freuen, wenn ich in Hamburg arbeiten könnte und das nicht nur, weil die Stadt an der Elbe meine Geburtsstadt ist. Du musst morgens nicht mehr so früh aufstehen, um den Flieger zur Insel zu kriegen und abends kannst du dein Feierabendbier  in Geselligkeit früher genießen. Wir alle haben wieder mehr von uns selbst, unserer Familie. Auch, wenn wir mit zunehmendem Alter mehr und mehr unsere eigenen Wege gehen. Ich freu mich auf dich, Papa! Nachdem du dich daheim wieder richtig eingelebt hast, komme ich auch wieder aus Frankreich zurück. Ich bin sicher, dass deine berufliche Zukunft in Hamburg gut wird und wer weiß, vielleicht heißt es bald wieder "Welcome back." Ich wünsche dir nur das Beste!

Foto (c) privat; 2010
"I believe in destiny and anything loved will never be lost."

Donnerstag, 26. April 2012

Träumen wagen

Wenn wir im Schlaf träumen, verarbeitet unser Unterbewusstsein vor unserem inneren Auge die Geschehenisse der vergangenen Stunden. Soweit so gut. Das ist die Theorie. Aber eigentlich weiß niemand so genau, warum wir in unseren Träumen gerade das "erleben", was wir erleben. Vom Alptraum über déjà-vus bis hin zu schönen, realen Träumen die spätestens beim Klingeln des Weckers unsanft zerstört werden.

So viel dazu: Ich träume immer noch auf Deutsch! Das ist mir eigentlich auch ganz recht so. Am Tag Französisch, in der Nacht Deutsch. Aber ich mag es, mir Träume aufzuschreiben, die mir länger in der Erinnerung bleiben und nicht nach dem Aufstehen wieder in der Versenkung verschwinden.

Nun da ich weiß, dass es Fatia am letzten Montag nicht ins "Maison Belot" geschafft hat und dass es einen Monat her ist, dass ich davon weiß dass...jedenfalls weiß ich von Estelle, "dass sich Fatia herzlich für den Osterbrief bedankt, sie mich umarmt und alles."

Im täglichen Bewusstsein meinerseits leider nicht präsent mais tu me reviens dans une rêve und der träumte sich wie folgt....

Ich verließ mit ein paar Leuten meines Alters ein riesiges Pariser Hotel, das mir merkwürdig vorkam und fand mich schließlich am Check-In Schalter eines Flughafens wieder. Es sollte eine weite Reise werden, in den asiatischen Raum dieser Welt. Ich war gerade fertig, da er schien Fatia links von mir mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ihre Augen strahlten, die Wangen waren nicht mehr eingefallen. Als ich sie erkannte, umarmte ich sie erfreut. Schmal war sie während ihrer Abwesenheit geworden - das konnte ich spüren. "Fatia, ich freu mich! Wie geht es dir?", sagte ich.

"Mir geht es nicht gut.", antwortete sie mit ernster Miene und fügte hinzu, "Aber ich komme trotzdem mit." Später sah ich wie sie energiegeladen dem nachkam, was sie am besten konnte: Menschen unterhalten.

Hier habt ihr also einen kleinen Einblick in mein Unterbewusstsein. Wie immer man diesen Traum jetzt auch interpretieren möchte.

"... Zu viele Träume
Liegen hier begraben
Doch er hat nie aufgehört
Das träumen zu wagen ..."
 
("Weisse Fahnen" von Silbermond)


Ganz liebe Grüße.

Mittwoch, 25. April 2012

Himmel, reiß auf



Quelle (c) Youtube

Nächstenliebe - Gesundheit - Sonnenstrahlen -  gutes Essen -  Kreativität - das Gefühl, gebraucht zu werden Liberty -  Schlaf - Schokolade - ein Zuhause - ein Lächeln - Dankbarkeit - Musik - Bildung - Vertrauen
- das Leben



"Ans Meer"


"Ja"


"Für dich schlägt mein Herz"


"Weisse Fahnen"


"Waffen"


Einige Ausschnitte von Silbermonds Album "Himmel auf". Ein leises, aber starkes Album, wie ich finde. Silbermond auch live auf der "Himmel auf Tour 2012" erleben, zum Beispiel in Kiel (30.12.2012) oder in Hamburg (01.12.2012). Weitere Daten und Infos - eventim.de/

Sonntag, 22. April 2012

Wählt hier irgendwer?

Tulpen-April 2012; Foto (c) privat
22. April 2012 - Rund vierundvierzig Millionen Franzosen waren heute zur Präsidentschaftswahlrunde #1 aufgerufen und ich bin mit deutscher Staatsangehörigkeit nur zur Volkszählung zugelassen. Ich gehöre also weder zu den 20% meinungslosen Franzosen, den 26,5% Merkozy Wählern noch zu den 27,6% Hollande oder den Le Pen Wählern. Am 6. Mai wird sich endgültig entscheiden, ob Sarkozy mit Carla und Töchterchen im Elysée-Palais wohnen bleiben darf oder wahrscheinlich nicht.
Aus dem Wahlkampf entnehme ich dennoch, dass blau-weiß-roter Nationalstolz hier gerne medial publiziert wird. Emmanuel hat nicht per Briefwahl gewählt, hat aber eine deutliche Meinung zum Sarkozy-Herausforderer: "Si c'est l'Hollande c'est fini."

Ihr seht, ich bin wieder in Frankreich angekommen. Mein Osterurlaub in Deutschland war toll und jetzt bleiben mir ein paar Wochen bevor mein französisches DJiA zuende gehen wird. Schon wieder ist eine Woche vorbei, das Wahlwochenende mussten Emmanuel und ich zuhause verbringen, weil das Auto nicht zur Verfügung stand. Bei dem Aprilwetter war es wirklich ein Wetter zum Zuhausebleiben. Anstregend, dieser Sonnen-Regen-Sturm-Wechsel. Nur die Natur profiertiert davon. Durch den Regen ist hier alles herrlich grün, überall sprießen Tulpen in allen Farben und Löwenzahn.

Im "Maison Belot" wurde ich wieder mit offenen Armen empfangen, Estelle möchte bald Nachwuchs haben und "Douce France" singen wir auch. Mit ganz viel Glück fängt Fatia ihre Arbeit wieder an.

Ich sitze auf meiner Fensterbank, höre den Regen gegen die undichte Fensterscheibe schlagen, gucke "Third Star" und lasse die grauen Regenwolken vorbeizieh'n bis die Sonne zum Vorschein kommt.

Sonntag, 8. April 2012

Brief an dich ..

"Salut Fatia,
normalement je te demanderais bien comment tu vas, mais pas cette fois car que je sais bien que c'est pas la forme.

Tu sais quand ma mère t'as rencontré pour la première en octobre, et bien elle m'a dit alors que je pourrais apprendre beaucoup de toi. Elle avait raison. J'essaie de faire de mon mieux à chaque jour et dans mes tâches quotidiennes au boulot. Je ne veux pas et ne peux pas te remplacer au boulot, mais j'essais au moins de faire en sorte de garder vivant le bonheur et la joie de vivre que je ressentais quand tu étais présente. Je fais ça pour toi et les résidents. C'est sûr que ce n'est pas la même que de travailler avec Estelle, mais je crois qu'on forme quand même une bonne équipe.

Tu nous manques vraiment à tous ici, et il y a des personnes qui s'inquiète pour toi tous les jours, comme M. Brungard par exemple.

Lorsque je ne me sens pas bien, ou que je m'inquiète trop, ma soeur me rapelle à quelle point la France c'est génial. Elle a raison.

Je sais aussi que tu risque de recevoir cette lettre de pâques un peu en avance, mais c'est parce que je retourne à la maison pour quelques jours pendant le congé de pâques. Je voulais être sûr que tu la reçoive à temps.

Et puis finalement j'espère vraiment que cette enveloppe mettra un sourire sur tonvisage. Perso je veux vraiment que tu te rétablisses vite, mais prend quand même le temps qu'il faut poru être à nouveau sur pied. Je te souhaite vraiment de tout mon coeur un bon rétablissement. Sûrtout ne lâche pas. Tu peux y arriver."

Foto (c) privat

Video: Silbermond - "Himmel auf"

Freitag, 6. April 2012

Cloclo et mes sept mois



Diese französische Schmalzlocke nannte sich Claude Francois, seiner Zeit einer der größten Sänger Frankreichs. Mit ein paar Altenheimbewohner und -innen waren Estelle und ich im Kino. Die Musik der damaligen Zeit ist nun nicht wirklich meins, aber da durchaus Ohrwurm-Potenzial. Biografisch ist der Film über Francois, denke ich, gut gemacht. Mit viel Emotion, allen Höhen und Tiefen. Ende der 70er starb der Sänger an einem Stromschlag in seiner Pariser Badewanne - Wasser und flimmernde Glühlampe, welch ein dummer Abgang von der Bühne des Lebens! Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen, ihr versteht den Trailer ja ;-)

Ansonsten haben wir diese Woche noch den 66. Geburtstag von Jean-Francois (inoffiziell) gefeiert. Glückwunsch! Diesen Donnerstag, 5.04.2012, bin ich auch seit sieben Monaten in Frankreich. Die Zeit läuft...für Madame O. ist die Lebenszeit leider zuende gegangen. Ihre letzten Stunden verbrachte sie im "Maison Belot" im Kreise ihrer Familie.

Morgen geht es für mich wieder in die Schweiz. Von Basel aus geht es in den Osterurlaub :D


Lieben Gruß, eure Lucie

P.S.: Sommer gewitter sind langweilig. Frühlingsgewitter, die sind toll!

Dienstag, 3. April 2012

Liebe dich selbst

Foto (c) privat
Unsere Welt des 21. Jahrhunderts dreht sich schnell. Sie strebt nach ihrem ganz eigenen Glück - doch Glück ist nicht gleich Glück.

Viel zu oft nur um Erfolge im Leben und das, was man erreicht hat. Im Netz wird der Mensch gläsern, mit jedem neuen "Lebensereignis", dass auf Facebook millionenfach online geht.

Perfektionistisch laufen wir allgemeingültigen Zielen hinterher, die man erreichbar sind. Macht, Einfluss, Besitz, Schönheit und andere Begriffe prägen unser Denken und unseren Anspruch in der Gesellschaft.

Insbesondere junge Menschen wie ich sollten am besten schon vor dem 18. Lebenjahr Qualitäten und Auslandserfahrungen haben, bevor sie eine Ausbildung beginnen.

Viel zu oft vergessen wir, was wir eigentlich täglich leisten, egal in welchen Bereichen wir beschäftigt sind.

Auch ich bezeichne mich als "perfektionistisch". Dabei ist mir bewusst, dass ich hohe Ansprüche an mich selbst stelle. Dieser Druck, durch mich allein verschuldet, ist ziemlich schwer und eigentlich muss das nicht sein.  Warum tue ich mir das an? Um den Erwartungen anderer gerecht zu werden?

Ein Freiwilligendienst in einem Altenheim - das klingt vermutlich banal, aber das ist es nicht. Es ist wirklich harte Arbeit. Ich sollte also stolz auf mich und meine tägliche Leistung sein, sanfter mit mir umgehen. Wochenlang habe ich größtenteils allein gearbeitet, ich hatte das Zepter in der Hand und konnte im Grunde tun, was ich wollte. Soweit ich das konnte.

Inzwischen habe ich dieses Zepter wieder aus der Hand gegeben: So soll es sein und so ist es gut. Ich reflektiere. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht wie ich diesen Wochen geschafft habe. Meine Arbeit verlangt mir täglich Aufmerksamkeit, Geld, Kreativität, Einfühlungsvermögen und ein starkes Gemüt ab. Ein klarer Kopf, der nicht den Überblick verliert, ist nützlich.

Fast sieben Monate sind in Frankreich vergangen. Manchmal komme ich mit einem Gefühl von Stolz am Nachmittag nach Hause und fühle mich seltsam erwachsen. Machmal wird mir klar, dass ich eigentlich recht erfolgreich in einem anderen Land mit einer anderen Sprache lebe.

"Liebe dich selbst."  - denn du so schlecht wie du denkst.
"Liebe dich selbst."  - denn das hebt das Selbstwertgefühl und hilft, gesund zu bleiben.
"Liebe dich selbst."  - denn es gibt genug andere, die an dir zweifeln.
"Liebe dich selbst."  - denn du bist du. Einzigartig und unauswechselbar.

Sonntag, 1. April 2012

Yellow Printemps 2012

Jardin; Foto (c) privat
Freitag, 30/03/2012 - Nachdem ich mir wuetend Linkin Park auf die Ohren gab, bin ich inzwischen wieder aus meinem Stimmungsloch gekrochen und statt Linkin Park hoere ich u. A. Coldplay oder den „King Of Pop“ Michael Jackson. Nein, einen Moon-Walk ueber den Grantplatz gab es nicht. Die Sonne hat mich herzlich angelacht und meine Mundwinkel wieder nach oben gezogen. So war ich und so bin ich immer noch. Das Boese aus dem Inneren in positive, neue Kraft verwandeln. Janz einfach. Haha. Auch dank der vielen mitfuehlenden Anmerkungen von Familie und Freunden. DANKE!

Obwohl Estelle wieder da ist bin ich immer noch gut zwei Tage in der Woche im „Maison Belot“ auf mich allein gestellt. Estelle macht oft administrative Sachen, die natuerlich auch wichtig sind, und telefoniert gerne mal eine halbe Stunde mit Christine. Oder sie macht unsere eingeladenen Entertainer zur Schnecke! Den kleinen, springenden Mann von Lachnummer, den wir diese Woche fuer die Geburtstagsfeier engagiert haben, zum Beispiel.  Leider tat er nicht das, was Estelle ihm empfahl. Die lautstarke Standpauke wollte ich mir vor allen Altenheimbewohnern nicht anhoeren, besonders als die Sprache von ihm absurderweise auf Fatia kam.

Momentan haben Estelle und ich es nicht ganz leicht. Viele Bewohner, die sonst zu den Animationen kommen, sind verhindert. Sofort fallen mir fuenf Bewohner ein, deren verschlechterter Gesundheitszustand eine Animationsteilnahme nicht mehr zulaesst. Darunter auch eine meiner franzoesischen Lieblingsomas. Il y a une manque là.

Privat sieht es zum Glueck anders aus. Ich verbringe fast jede freie Minute im Freien. Das Wetter ist seit ein paar Wochen nur herrlich. In Beaucourt selbst wurde noch mal Carnaval gefeiert und letztens gab es ein Autorennen. Jean-François moechte mal wieder, dass ich mit ihm bei tollem Wetter wandern gehe. Stattdessen wollten Emmanuel und ich uns „The Hunger Games“ (Die Tribute von Panem) ansehen. Am Freitag hatte uns Christine zum Essen eingeladen.

Vor ein paar Wochen erhielt ich die Nachricht, dass das SC-Seminar in Peking nichts wird. Franzoesisch sprechende Chinesen habe ich jetzt trotzdem zu Gesicht bekommen! Im „Palais de Montbéliard“, einem riesigen China-Restaurant fuer 250 Gaeste! Wir, eine Gruppe von zwoelf Personen, allesamt im regionalen Altenheim-Bereich arbeitend, hatten einen tollen Abend. Um 21:30 Uhr standen wir immer noch hungrig am Eingang und am Ende waren wir die letzten, die noch um 23 Uhr ihren Kaffee tranken. Wir liessen uns das Buffet-Essen schmecken (an Froschschenkel habe ich mich nicht heran getraut), machten uns ueber die Bedienung lustig und philosophierten ueber eine SMS. Normalerweise ist es in Frankreich ueblich, dass einer die gesamte Rechnung bezahlt, aber bei so vielen Personen teilten wir doch lieber auf. Elf Kreditkarten in der Luft – wie in Amerika.

Bis bald, eure Lucie