Montag, 20. Februar 2012

A study in China

Eine Deutsche repräsentiert das französische Sozialengagement "Service Civique" in Peking, weil Frankreich und die Volksrepublik China seit Jahren zusammen arbeiten und einander fördern - Moment.
Chinesen, die Französisch sprechen? Das ist ja wohl ein Witz!

Das dachte ich zumindest letzten Montag und ließ die E-Mail eiskalt fallen. Jetzt weiß ich besser mit meinen E-Mails umzugehen. Dieses Angebot vom Service Civique ist nämlich seriös gemeint. Bis letzten Freitag konnten sich alle Service Civique-Freiwilligen auf 35 Plätze bewerben, um an einer einwöchigen Reise nach China im kommenden März teilzunehmen und das fast kostenlos. Emmanuel und ich waren uns einig, dass man es zumindest versuchen könnte, dabei zu sein. Deshalb verbrachten wir letzte Woche ziemlich viel von unserer wenigen Freizeit nach der Arbeit mit Lebenslauf, Fragebogen&Co.Ob ich zu denen von der Jury Ausgewählten gehöre, erfahre ich am 29. Februar 2012.

Hollywood-Kunstblut, menschliche Puppen mit Herzschlag und ein französischer Feuerwehrmann erwarteten uns am Freitagmorgen nach einer vollen Arbeitswoche. Der erste Teil eines Erste-Hilfe-Kurses vom Service Civique stand in Belfort an. Es gab nicht viel, das mir neu war, aber eine regelmäßige Wiederholung lebensrettender Maßnahmen finde ich richtig und vorallem wichtig. Beim Wiederbeleben einer der Puppen war Emmanuel derjenige, der fast umgekippt wäre und niemand wusste wieso.

Als jedoch seine Familie abends nach Beaucourt zu Besuch kam konnte er gar nicht mehr aufhören in dieser verdammt nochmal unbeheizten Sporthalle Tennis zu spielen. Das gesamte Wochenende lebten wir zu siebt unter einem Dach.
Die kleine Schwester Léa, die mich irgendwie an mich selbst erinnert hat und das "Tagebuch der Anne Frank" liest. Der zwei Jahre jüngere Bruder Daniel, der seinem Vater so sehr ähnelt. Der portugiesische Freund David, der Ganache zum Kuscheln gern hat. Der Vater Jean-George, das stille brummige Familienoberhaupt. Die mère poule, die alle liebevoll bekocht und den Haufen zusammen hält. Und Emmanuel, der die Geborenheit der Familie sichtlich genossen hat. Seiner famille, nicht meiner. A study in Schwartz.
Eigentlich wollten wir Samstag Ski fahren, aber die Franzosen haben ihre eigene Zeitplanung einfach verschlafen und so gingen wir in Pont de Riode auf schneebedeckten Straßen wandern. Abends hörte ich mir mit Jean-Francois und Jean-Phillipe ein tolles Orchester an und gab den Franzosen ein bisschen Zeit unter sich. Das war mir wichtig. Danach kam ich leider nicht mehr zum Wii-Spielen. Sonntag war irgendwann wieder Ruhe in unserer Wohnung und Müdigkeit machte sich breit.

Die nächste Hiobsbotschaft ließ aber nicht lange auf sich warten. Heute Morgen musste ich erfahren, dass Fatia Donnerstag ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Diese Nachricht trieb mir Tränen in die Augen und nahm mir für einen Moment die Luft. Der seelische Druck, der zunehmend auf mir lastete, nahm erst am Nachmittag wieder etwas ab. Sekretärin Joëlle informierte mich, dass Fatia entlassen wurde und die nächsten Tage nicht kommt. Karneval is cancelled.

Vorhin erzählte mir Emmanuel, der Direktor der beiden Altenheime in Beaucourt möchte, dass die Animateurinnen Christine, Amandine und er mir im "Maison Belot" unter die Arme greifen. Das kann was werden...

Video: "Stillness Of Heart" - Lenny Kravitz

Euch alles Gute, bleibt gesund!

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