Montag, 7. Mai 2012

La République a voté

"Le changement - C'est maintenant!"

Jetzt haben die Franzosen den linken Wandel mit Francois Hollande und die rechte LA FRANCE FORTE, also das starke Frankreich, mit Nicolas Sarkozy ist abgewählt.

Hollande (51,32%) und Sarkozy (48,68%)

Zum Glück wissen unsere französischen Freunde immer noch, wo links und rechts im Straßenverkehr ist. Bei den rasenden Journalisten mit Schutzhelm und Sturmhaube auf ihren Motorrollern gestern Abend in Paris, die beim Wahlspektakel zu sehen waren, war ich mir nicht ganz sicher. Allefalls fühlte ich mich an Prinzessin Diana erinnert, aber wer ist schon Prinzessin Diana, wenn man das neue Staatsoberhaupt der République live zur ersten Rede verfolgen kann?

Der Wahlkampf von Sarkozy und Hollande fand gestern bei den endgültigen Wahlergebnissen seinen emotionalen Höhepunkt. Mit Freudenschreien auf der einen und fließenden Tränen auf der anderen Seite. Ganz viel blau-weiß-rot. Fast so wie beim Fanfest einer Fußballweltmeisterschaft.

Es ist schon beeindruckend wie so eine Präsidentschaftswahl in Frankreich insziniert wird - wenn wir in Deutschland eine/n neue/n Bundeskanzler/in wählen geht es im Vergleich eher ruhig zu und vorallem werden Parteigenossen vor die Mikrofone geholt. Nicht so in Frankreich: Hier wird gezeigt wie der Sohnemann Thomas Hollande per Mobiltelefon seinem Vater gratuliert oder wie Hollandes Sohn mit Freunden den Triumph feiert.
Manchmal denkt man nicht, dass einige französische Wähler für einen Präsidenten gewählt haben - nein - sie wurden selbst zum Staatsoberhaupt ernannt. Auffallend ist, dass äußerst viele junge Franzosen auf den Straßen Paris das Wahlergebnis per Leinwand verfolgten und anschließend mit Musik und Alkohol feierten.

Während Francois Hollande sich noch nicht der Öffentlichkeit zeigte, trat der kleine Nicolas Sarkozy ein letztes Mal vor seine Parteifreunde, musste sich geschlagen geben. Mit seinen ersten Worten bat er das Wahlergebnis zu respektieren - Buhrufe! - Frankreich habe so gewählt und er wünsche seinem Nachfolger viel Glück....

Er wurde immer wieder von "Merci" und "Nicolas"-Rufen unterbrochen. Seit 2007 hatte Sarkozy viel Gutes für sein Land getan, hat die Anfänge der Finanzkrise erlebt und kennt Europas Probleme. Und Europa kennt ihn, zum Beispiel als "Merkozy".

Mit Francois Hollande betritt ein Mann das europäische Pakett der Politik, den es eigentlich nicht hätte geben sollen. Sein schneller Aufstieg wäre nie möglich gewesen, wenn Dominique Strauss-Kahn seinen Gelüsten hätte widerstehen können. Hollande wird sich mit der Eurokrise auseinandersetzen müssen als jemand, der weitestgehend unbekannt ist. Er übernimmt ein nicht beneidenswertes Amt. Nicht nur außenpolitisch werden nun Taten folgen müssen. Auch innenpolitisch gibt es viele Herausforderungen zu bewältigen.
Die meisten Franzosen werden Hollande nicht aus Überzeugung gewählt haben, sondern weil sie ihren alten Präsidenten loswerden wollten. Sarkozy, der Deutschland als "Ideal" sieht und dem "deutschen" Sparkurs nacheifert. Die Franzosen wollen keinen Sparkurs, obwohl ihre Schuldenlast schwer drückt. Francois Hollande will diese Schulden zum Beispiel mit einem Steuersatz von 75% für Reiche bekämpfen. Die Rentenreform soll rückgängig gemacht werden, das Renteneintrittsalter soll bei 60 landen. Zehn Prozent Arbeitslosigkeit macht nicht nur einer ganzen Einwanderergeneration zu schaffen, die in ihren Ghettos chillt und nicht den Hauch einer Chance auf dem französischen Arbeitsmarkt zu haben scheint.

Francois Hollande hat es geschafft die Mehrheit der Franzosen innerhalb kürzester Zeit zu mobilisieren und für sich zu gewinnen. Es wird sich zeigen, ob der Neue an der französischen Spitze sich auch in Euopa etablieren kann. "Vive le président!", solange er denn kann. 

In meiner Region konnte Hollande nicht alle Städte und Gemeinden von sich überzeugen. Schaut man sich die regionalen Prozentzahlen an, liegen Sarkozy und Hollande-Wähler nur wenige Kilometer von einander entfernt.



Regionen: 

Elsass - Hollande 35%, Sarkozy 65% (traditionell)
Franche-Comté - Hollande 49%, Sarkozy 51%
Jura - Hollande 49%, Sarkozy 50%
Le Doubs - Hollande 48%, Sarkozy 51%

Städte / Kommunen:

Belfort - Hollande 56,7%, Sarkozy 43,2%
Besancon - Hollande 59%, Sarkozy 40%
Pontarlier - Hollande 46,8%, Sarkozy 53,1%
Montbéliard - Hollande 54,8%, Sarkozy 45%
Beaucourt - Hollande 50%, Sarkozy 49%
Delle - Hollande 47%, Sarkozy 52%


Alle Prozentangaben & obiges Foto von L'Est Républicain (http://www.estrepublicain.fr)

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