Sonntag, 9. Oktober 2011

C’est pour toi que je vis

Samstagabend, 19:45 Uhr. Tous est noir. Alles ist schwarz. Auch in Frankreich werden die Tage jetzt kürzer. Ich hatte mich schon auf den Abend gefreut, aber die plötzliche Dunkelheit, hätte Emmanuel und mir fast den Abend verdorben. Denn wir hätten die 34 rue du cordonnier im Gewerbegebiet nahe Montbéliard fast nicht gefunden. Wir hatten zwar eine Skizze als Wegbeschreibung, aber finde mal einen Kanal neben der Straße in völliger Dunkelheit! Hauptsache die französischen  Zebrastreifen sind abends beleuchtet, jeder einzelne.

Unser Ziel war die evangelische Kirche von Étupes. Dort sollte um 20 Uhr eine Veranstaltung von „Pulse“ stattfinden. Mit ganz viel Prière und Unité. Mit ganz viel Gebet und  Verbund. „Pulse“ ist eine Gemeinschaft aus Strasbourg und der Name bedeutet nicht etwa der Puls, sondern repräsentiert lediglich folgende Wörter: Priére, Unité, Louange, Service und Édification. Gebet, Verbundenheit, Lobpreisung, Service und Erbauung.

Tu donnes la vie. (deut.: Du gibst das Leben)
Als wir vor der Kirche – besser beschrieben als Gemeindehaus – ankamen, war das nicht wie zuvor in Delle. Dieses Mal waren ausschließlich Leute in unserem Alter da. In einem großen, ovalen Saal war eine kleine Bühne und Power-Point Leinwand aufgebaut worden. Trotz unserer Verspätung gab es noch ein paar freie Stühle, hier und da wurden wir mit einem Bisou begrüßt und es konnte losgehen.

- In Delle und in Étupes habe ich aus Respekt keine Fotos gemacht. Das erscheint mir einfach nicht angemessen -

Es ist sehr beeindruckend, welchen Stellenwert die Religion für die Franzosen hat. Die eigene Religion ist allgegenwärtig und in Kreisen der Gemeinden natürlich akzeptiert. An einem solchen Abend wie gestern würden sich 150 deutsche Jugendliche treffen und feiern gehen. Hier kommt man zusammen, um Gott selbst und die Liebe zu und von ihm zu feiern.

Da ich die meisten französischen Liedertexte nicht kannte, habe ich oft nicht mitgesungen, aber das musste ich auch nicht. Schließlich waren genug andere Leute um mich herum, die standen/saßen, sangen und die Hände in die Luft gehoben hatten. Das alles in orange-rotes Licht getaucht, hinterließ eine ganz eigene Wirkung. Die Lieder wurden begleitet von einem Klavier, einer Gitarre oder einem Schlagzeug.
Aber es wurde nicht nur gebetet und gesungen. Einer der „Pulse“-Organisatoren hielt eine lange Rede über verschiedene Bibelverse und deren Bedeutung. Eliane vom kanadische Duo [http://www.takemebeyond.com/] erzählte uns von ihrer früheren Depression und einer Bergwanderung und den damit verbundenen Ängsten, die Gott, der Freund, linderte. Das war relativ amüsant, weil Eliane einen sehr starken englischen Akzent hat und ihr Französisch eher nach Englisch klang. Mir stellte sich dabei die Frage, wie „schlimm“ mein Akzent wohl für andere ist. Zum Schluss sang das Duo noch eines ihrer Lieder in Englisch, aber der Liedtext wurde auf der Leinwand ins Französische übersetzt.

Nachdem das Programm vorbei war, haben wir uns noch ein bisschen mit Leuten unterhalten, die Emmanuel wohl flüchtig kennt.

Heute, Sonntag, gab es eine Art Kartoffelauflauf mit Rinderbraten zum Mittagessen und Pfirsich mit Sahne, Schokolade und Mandelstreuseln darauf. Lecker! Ich bin gespannt, was es gleich zum Abendessen gibt ;)

C’est pour toi que je vis. (deut.: Ich lebe wegen dir.)

Bisou, Lucie

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