Samstag, 12. November 2011

National³: Essen

Das Essen in Frankreich ist gut. Generell nimmt das Essen täglich mehrere Stunden in Anspruch und nicht nur in meiner Region isst man sehr gern. Franzosen essen sehr viel und täglich zweimal warm, aber dafür fettarm und ausgewogen.

Das Frühstück: Auch in unserem Nachbarland ist die Weisheit „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ bekannt. Entgegen dieser Aussage fällt das petit déjeuner (Frühstück) eher mager aus. Der Kaffee, Tee oder Kakao wird immer mit Zucker aus einer bol (Schale) getrunken. Dazu gibt es entweder Toastbrot oder Baguette mit Marmelade oder Honig. Je nach Vorliebe gibt es natürlich Zwieback oder Cornflakes.
Ich persönlich habe mein Müsli an Werkstagen irgendwann eingestellt, weil ich gemerkt habe, dass ich dadurch ein paar Minuten mehr Schlaf bekomme und mein Körper einfach kein Frühstück braucht.


Das Mittagessen:
Die wichtigste Mahlzeit des Tages war und ist meines Empfinden nach zu urteilen das Mittagessen. Ich esse – pünktlich um 12 Uhr, nicht früher oder später! - auf der Arbeit, aber es ist wohl allgemein gültig, dass die französische repas aus mehreren Gängen besteht. Als Vorspeise gibt es immer etwas Kaltes, meistens Gemüse. Die warme Hauptspeise besteht aus einer grün-gelb-roten Mischung mit Baguette. Von Kartoffelauflauf, Fisch bis Cordon Bleu ist da so ziemlich alles dabei. In Frankreich esse ich sowieso fast alles, weil ich den Speiseplan oft sprachlich nicht übersetzen kann und von den zwei Auswahlmöglichkeiten am Mittag nicht selten das unbeliebtere Gericht auf dem Teller habe. Zum dessert (Nachtisch) gibt es entweder Früchte, Joghurt oder ein Stück Torte.



Das Abendessen:
Zu Abend essen Emmanuel und ich, wenn möglich, zusammen im „Maison Blanche“. Eigentlich um 18 Uhr, aber wir haben schnell gemerkt, dass 18:10 Uhr auch ausreicht. Schließlich haben die Altenheimbewohner im Speisesaal nebenan Vorrang. Wir besorgen uns dann Geschirr, Besteck, Getränke, Baguette und Serviette selbst, manchmal ist der Tisch aber schon für uns gedeckt oder wir bekommen unser Essen serviert. Nach den ersten drei Wochen Wassertrinken war Limonade einfach wunderbar! Beim dîner (Abendessen) gibt es nicht drei Gänge sondern fünf. Als Vorspeise gibt es immer eine Suppe, Kartoffelcreme-, Pilz-, Lauch- oder Spargelsuppe – ohne Spargel und Klöße. Den Teller putzt man, nachdem man aufgegessen hat, mit dem pain (Baguette) sauber. Mit dem Brot kann aber auch prima der hungrige Magen gestopft werden, falls das Abendessen mal nicht so lecker sein sollte.
Als Hauptspeise gibt es so ziemlich alles. Hawaii-Toast, Rührei, Würstchen, Nudelgerichte, Schweinebraten, Fisch, Ravioli, gemischte Salate, Gulasch, Spinat, Pizza usw. Im „Maison Blanche“ gibt es relativ oft Kartoffelpüree oder Schinken zu verschiedenen Gerichten. Als Nachtisch gibt es Joghurt, Früchte, Apfelmus, Kekse oder auch ein Stück Torte. Anschließend gibt es noch die Käseplatte und einen Kaffee. Besonders am Sonntag, das ich habe schon mehrmals in meinen Beiträgen erwähnt, gibt es wöchentlich etwas sehr Feines. Diesen Unterschied kann man gar nicht so richtig beschreiben, aber er ist definitiv da. Das dessert beispielsweise hat sonntags fast „Restaurant-Charakter“, würde ich behaupten. Selbst wenn man überhaupt keinen Hunger mehr verspürt und eigentlich schon gegangen ist, kommt der Küchenchef hinter einem hergelaufen und drückt einem das dessert in die Hand – für später.

Franzosen und ihr Essen sind meinen Erfahrungen nach erstaunlich. Am Anfang wurde Emmanuel schief angeguckt, weil er als Franzose keinen Käse ausstehen kann. Wer in Frankreich nicht ordentlich isst oder gar Vegetarier ist, ist nicht normal. Glücklicherweise bin ich weder Veganer, Allergiker oder so etwas. Höchstwahrscheinlich bin ich nur eine deutsche Gourmandise mit einem Hang für Schokolade und Opas Kartoffeln, von denen die französischen pommes de terre Meilen weit entfernt sind! Die Magersuchtsrate in Frankreich ist dagegen hoch. Ich denke, der Beruf des Kochs / der Köchin hier mehr oder weniger angesehen ist. Aber wenn jeder Franzose um die Hälfte weniger essen würde, ginge es Afrika um einiges besser. Das wollte ich mal gesagt haben, weil ja, ich denke an Afrika.

Alle Fotos (c) privat via V350 Smartphone

Bon App, Lucie

1 Kommentar:

JudithK hat gesagt…

oO dann gelte ich in Frankreich als UNnormal ?! Ich bin Vegetarier und noch dazu aus Überzeugung, das heißt, dass ich KEINE Ausnahmen mache und Tiere grundsätzlich nicht esse^^ Dafür bin ich bereit mich mit sämtlichem belgischem Gemüse anzufreunden :D