Mittwoch, 2. November 2011

Allerheiligen „Wachsst-tete“

Foto (c) Maison Belot; privat
Franzosen und Feiertage – Franzosen lieben ihre Feiertage. Ich stelle mir wirklich die Frage wie soziale Einrichtungen an franz. Feiertagen funktionieren. Scheinbar arbeitet niemand, aber auch wirklich niemand. Die zweite Frage, die sich mir stellt: Warum nutzt Frankreich seine Feiertage nicht, um die Wirtschaft anzukurbeln? Alle Geschäfte sind geschlossen,  alle potenziellen Konsumenten auf den Beinen und möglicherweise in Kauflaune. Alle Franzosen? Nein, da muss man drei Gruppen unterscheiden. Einige Franzosen nutzen ihre freie Zeit für Gartenarbeiten oder Ausflüge mit der Familie. Andere Franzosen bleiben bis mittags im Bett und schlafen einmal richtig aus. Und wieder andere bilden die Minderheit der Ich-arbeite-am-Feiertag-Franzosen. Mir persönlich wurde ans Herz gelegt, ich möge am 1. November (Allerheiligen) bitte nicht zur Arbeit erscheinen und mir am besten noch einen Urlaubstag für ein verlängertes Wochenende nehmen. Letzteres habe ich dankend abgelehnt, ich denke schließlich an meinen Weihnachtsurlaub.

Momentan, es mag an der Zeitumstellung liegen oder nicht, ist es hier für November viel zu warm, morgens viel zu hell und am frühen Abend viel zu früh dunkel. Die Arbeit läuft gut, wir sind wie eine kleine Familie. Manchmal spricht Fatia so schnell, dass keiner sie versteht. Da fragt dann ein Altenheimbewohner „Qu’est-ce que tu as dit?“ (Was hast du gesagt?) und sie muss sich wiederholen. Aber ich, ich verstehe meistens, was Fatia will. Ich verstehe aus Prinzip. Es geht darum die Schlagwörter zu verstehen, nicht jedes einzelne Wort. Das ist selbst für mich zu schnell. Den Rest kann man sich zusammenreimen.

Ein Beispiel: Madame K. – à la fin – clé USB -  Estelle – Mercredi
à Die Fotos von Madame K. waren ganz hinten auf dem USB-Stick von Estelle, der ihr gehört und den sie am Mittwoch braucht. Du kannst ihn noch nicht nehmen. So einfach ist das!

Letztens bat sie mich die crayons gras (Wachsstifte) zu holen. Leider wusste ich nicht, dass es sich um Wachsstifte handelte und wir kamen irgendwie dazu die franz. Wachsstifte ins Deutsche zu Übersetzen. Aus deutschen Wachsstiften wurden „Wachsstufte“ und „Wachsst-tete“. Selbst nach mehrmaligem Korrigieren, hatte sie die Aussprache nicht drauf. Stattdessen lachten wir darüber und Fatia betonte „J’apprends“ (Ich lerne).

Nach fast zwei Monaten wachsen wir Zwei richtig zusammen. Mittlerweile sind wir Mädels im „Maison Belot“ auch nicht mehr einsam und allein. Bastien, Student aus Belfort, ist jetzt der Hahn im Korb. Den Blick, den Fatia mir zuwarf, hättet ihr sehen müssen ;-) 

1 Kommentar:

Ina hat gesagt…

Hallo Lucie,
wow, deine Beschreibung hat mir gerade wieder klar gemacht, dass du ja FRANZÖSISCH sprechen musst!!! Hut ab!!! Da bin ich mit meinem Englisch ganz froh hier! Das kann ich wenigstens. xD
Liebe Grüße aus Poole, Ina

Achja, PS: Der Link fürs Forum (Facebooknachricht) http://z13.invisionfree.com/dreiundzwanzig/index.php?act=idx