Donnerstag, 15. September 2011

Ein 102. Geburtstag

Foto (c) privat
Die letzte Nacht war gut, aber irgendwie kurz. Vor dem Einschlafen denke ich noch so viel über den Tag und den kommenden nach. An das frühe Aufstehen werde ich mich noch gewöhnen. Um 6:40 Uhr stand ich in der Küche und habe das Frühstück für uns vorbereitet. Emmanuel und ich sind schon jetzt ein eingespieltes Team am Morgen. Ich mache mich fertig, während er gemütlich seine Croissants mit Kakao frühstückt (die Küche richtig immer ein bisschen nach angebrannter Milch). Zack, zack, mein schnelles Frühstück und schon muss ich auch los, damit ich um 8 Uhr im Altenheim bin. Emmanuel hat da mehr Zeit, weil er nur kurz den Parkplatz bis zum „Maison Blanche“ überqueren muss.

Ich war pünktlich da – Fatia nicht. Stattdessen bin ich auf drei ältere Damen gestoßen, ein kurzer Smalltalk und schon bot sich mir die Möglichkeit, beim Frühstück-Servieren zu helfen. Dadurch habe ich fast alle der 58 Bewohner des Altenheims kennengelernt, immer brav „Bon appetit“ gesagt, hier und da ein Bisou und immer ein „Merci“ bekommen. Das „Maison Belot“ beherbergt viele Menschen mit Altersschwäche, aber auch jene, die an Behinderungen und Demenz leiden.
Mit einem agilen Herrn, der schon seit 10 Jahren im Altenheim wohnt, und anderen Bewohnern habe ich vormittags Kegeln und Kugelstoßen gespielt. Ich bin also nicht fuer die Pflege zustaendig. Leider darf ich aus Datenschutzgründen keine Namen nennen – selbst, wenn ich sie schon alle auswendig könnte. Nein, das kann ich nicht!

Nach der Mittagspause habe ich Fatia mit unserer Dekoration im Essenssaal geholfen. Alles sehr schön in lila und rosa. Der 102. Geburtstag von Madame M. stand an, alle Bewohner kamen zusammen und ein Animateur mit Karaoke-Anlage war bestellt worden. Auch ein großer Geburtstagskuchen durfte natürlich nicht fehlen. Die Feier begann um 14:30 Uhr und mir wurde nur gesagt, dass ich nun die französische Kultur kennenlernen würde. Ich versuchte zu Edith Piaf und Henry Salvadore mitzusingen (ohne Mikro), was mir nur teilweise gelang. Der Gesang war zu schnell für mich, aber wenigstens gefiel es dem Geburtstagskind, dessen Angehörigen und vielen Bewohner. Zwei ältere Damen wollten mit mir tanzen und ja, das ist auch mit der Fotokamera (nicht meiner eigenen) festgehalten. Am späten Nachmittag tanzte ich auch noch mit dem netten Herrn vom Vormittag.
Viele Bewohner haben mir gesagt, dass ich sehr nett sei und gut Französisch spreche. Der bestellte Animateur fragte mich, ob ich aus England stamme, weil ich anscheinend einen „englischen“ französischen Akzent habe. Ich weiß allerdings nicht, ob das überhaupt möglich ist! Mit ein paar Leuten vom Personal bin ich schon beim „Du“ und „Salut“ statt „Bonjour“ (den Unterschied muss man kennen).

Mal bin ich die „Mami“, mal „Ma petite“ oder auch nur „Ma fille“. Bis auf die Ungeduld wegen der Sprache und den Dingen, die ich noch zu regeln habe, geht es mir soweit gut.

A bientot, Lucie ;)

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